Un­ter­neh­mens­füh­rung in un­si­che­ren Zei­ten

Form-Kurs

In Teilen der Baubranche zeichnet sich trotz weiter­hin rekordtiefer Zinsen eine Trendwende ab: Was bedeutet es für Planer, wenn die Zeiten stets prallvoller Auftragsbücher zu Ende gehen? 

Publikationsdatum
03-11-2016
Revision
03-11-2016

Für die einen ist eine Auftrags­flaute die willkommene Gelegenheit, einmal durchzuatmen. Doch für Büros mit weniger Auftragsvorrat treten schnell existenzielle Fragen in den Vordergrund. Damit könnte für Ingenieure und Architekten der Zeitpunkt reif sein, sich für veränderte Wettbewerbs­bedingungen zu rüsten und zugleich ihre aktuelle Bürosituation kritisch zu hinterfragen. Der SIA hat ein Seminar entwickelt, das die Bedeutung konjunktureller Einflüsse, von Kundenwünschen und der nie schlafenden Konkurrenz innerhalb des Projektierungsmarktes zum Thema hat. 

Der Form-Kurs «Ihr Büro am Wendepunkt: Büroführung in un­sicheren Zeiten» am 9. November 2016 richtet sich an Berufsleute aus ­Architektur und Ingenieurwesen, die in KMU bis etwa 25 Personen tätig sind. Neben Hintergründen zur Dynamik des Immobilien- und Baumarkts stellt der Kurs Positionierungs- und Analysemodelle vor, mit denen die Teilnehmenden die eigene Marktsituation und Wettbewerbsfähigkeit analysieren können. Eines dieser Modelle sei im Folgenden dar­gestellt. 

Marktumfeld sichten, Marktpotenziale erkennen

Jedes Unternehmen sollte wissen, in welchem Umfeld es steht, wohin es eigenständig steuern kann und welche Potenziale sich eröffnen können. Ein einfaches Instrument dafür ist die sogenannte Branchenstruktur­analyse (auch 5-Kräfte-Modell genannt), die rasch gute Erkenntnisse liefert. Der Ansatz basiert auf der Idee, dass die Attraktivität und ­Rentabilität einer beliebigen Branche im Wesentlichen von fünf Wettbewerbskräften bestimmt werden.

Die Ziele eines Unternehmens sollen diese fünf Kräfte so beeinflussen, dass daraus eine bessere Wettbewerbsposition resultiert. Künftige Entwicklungen der eigenen Branche können mithilfe des Modells besser eingeschätzt werden. Im Detail sehen die fünf Kräfte folgendermassen aus: 

1. Verhandlungsstärke der Lieferanten 

Lieferanten von Planungsbüros sind beispielsweise Baukostenplaner, Geologen, die Gutachten verfassen, oder ein EDV-Anbieter, der ein neues System installiert. Die genaue Kenntnis der jeweiligen Verhandlungsstärke der Lieferanten kann sich auszahlen. So gibt es viele Anbieter, die Gutachten verfassen, was ihnen als Auftraggeber eine bessere Auswahl und gegebenenfalls ein härteres Verhandeln ermöglicht.

2. Verhandlungsmacht der Kunden 

Je nach Geschäftsmodell und Beziehungsnetz hat jedes Planungbüro eine unterschiedlich zusammengesetzte Kundschaft aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor. Ein professioneller Bauherr hat aufgrund seines Wissens in der Regel eine bessere Verhandlungsposition als ein Laie.

3. Konkurrenzdruck der vorhandenen Wettbewerber

Eine weitere Wettbewerbskraft ­bildet das Verhalten der Konkurrenten von Planungsbüros: Bestehen zum Beispiel gemeinsame Entwicklungskooperationen? Sind in bestimmten Regionen Unternehmenskäufe im Gang? Aufgrund der tiefen Eintritts­barrieren (u. a. fehlender Schutz des Titels «Architekt») und der hohen Attraktivität des Planungssektors herrscht im Projektierungssektor ein starker Konkurrenzkampf.

4. Bedrohung durch potenzielle neue Konkurrenten

Das Auftreten neuer Wettbewerber kann für die bereits vorhandenen Unternehmen negative Auswirkungen haben: Die Folgen sind Preissenkungen und Mehrkosten, weil gegen die neuen Mitbewerber «Abwehr­investitionen» vorgenommen werden. Mehrkosten entstehen zum Beispiel durch verstärkte Marketing­massnahmen. 

5. Bedrohung durch Substitutionsprodukte 

Beispiele aus anderen Branchen verdeutlichen, wie innovative Ersatz­angebote (sogenannte Substitutionsprodukte und -dienstleistungen) eine bestehende Branche ins Wanken bringen oder gar existenziell bedrohen können: So wirbelten der Gästezimmer-Vermittlungsdienst AirBnB, der Taxidienst Uber oder der Autobauer Tesla die bislang ­geltenden Regeln der jeweiligen Branchen gehörig durcheinander. In der Schweiz gewinnen die Technologien und Methoden des Building Information Modelling (BIM) zunehmend an Akzeptanz. Zuwelchen Konsequenzen führt das? Besteht die Gefahr, dass die eta­blierten Planer und ihre etablierten Prozesse von Informatikplanern substituiert werden? Welche Rolle werden künftig die etablierten Bauunternehmen spielen? 

Trotz starken Engagements im Tagesgeschäft müssen Führungskräfte die oben dargestellten Fragestellungen von Zeit zu Zeit diskutieren. Büros haben es weitgehend selbst in der Hand, ob sie erfolgreich sind bzw. erfolgreich bleiben.

FORM-KURS: BÜROFÜHRUNG IN UNSICHEREN ZEITEN
Wann: 9. November 2016 (ganztägiger Kurs)
Wo: Zürich
Info und Anmeldung: www.sia.ch/form

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