The Melnikov House
Seit vergangenem Jahr kann das Melnikov-Haus in Moskau, erbaut 1927 bis 1929 als ein Meisterwerk des Konstruktivismus, besucht werden. Der vorliegende Band versammelt Dokumente zur Entstehung und Nutzung des Hauses, das zu seinem Schutz zwar in ein Museum umgewandelt wurde, durch die erhaltene Möblierung aber seinen intimen Charakter bewahrt hat. Der experimentelle Bau, dessen Grundriss zwei leicht ineinandergeschobene Zylinder bilden, diente dem Architekten als Forschungsobjekt und Wohnhaus. Um Baustoff zu sparen, sind die Backsteinwände in einem regelmässigen Raster von 128 rautenförmigen Öffnungen unterbrochen, die zum Teil mit Stroh ausgefüllt wurden, zum Teil aber auch als Fenster oder als Nische für einen natürlichen Kühlschrank dienen. Von aussen ist das Haus verputzt. Durch die statische Unabhängigkeit der Zwischenwände, die jederzeit versetzt oder entfernt werden können, ist der Bau flexibel nutzbar und bleibt auf diese Weise modern und anregend. Das Grundrissprinzip der sich überschneidenden Kreise wollte der Architekt eigentlich vervielfachen. Seine Studien dazu hat er in feinen Zeichnungen festgehalten, die im Buch abgebildet sind. Die kenntnisreichen Texte des Verfassers, der die Forschungen betrieben hat und jetzt Direktor des Museums ist, binden die zeitgenössischen Fundstücke zu einer umfassenden Dokumentation und sind im Übrigen eine exzellente Vorbereitung für eine Besichtigung.
Pavel Kuznetsov: The Melnikov House – Icon of the Avant-Garde, Family Home, Architecture Museum, DOM publishers, Berlin 2017. 192 S., mit 200 Abb., 21 × 23 cm, Softcover, ISBN 978-3-86922-436-7 (englisch), Fr. 34.80