The Be­au­ty and the Street

Kolumne

Publikationsdatum
12-02-2015
Revision
08-10-2015

Strassen müssen sicher sein; Busse, Trams, Autos und Roller wollen normgerecht aneinander vorbei­gelotst werden. Und wenn sich erst noch die Velos halsbrecherisch in den Verdrängungskampf um den knappen Raum werfen, wird die Sache vollends kniff lig. Ganz zu schweigen von den Fussgängern, die immer Vortritt haben – selbst wenn sie mit gebücktem Kopf und Ohrstöpseln durch die Strassen geistern, den Blick starr auf den leuchtenden Bildschirm in der Hand gerichtet. Safety first.

Sind deshalb Strassenzüge heute der Diskussion um ihre Gestaltung weitgehend enthoben? Die Sachzwänge definieren das Erscheinungsbild: Form folgt Verkehrsführung – nahezu ohne Alternative, denn es geht nur noch darum, den Raum korrekt, sprich konfliktfrei, zu organisieren. Doch mit den Verkehrsachsen wird die Stadt entworfen. Und dafür scheint niemand verantwortlich zu sein: Die Architekten haben längst aufgegeben, die Tiefbauingenieure finden die Gestaltung nicht in ihrem Pflichtenheft. Dies wirkt sich auch auf die Plätze aus. Statt wie gefro­rene Musik sehen sie eher aus wie erstarrte Taktfahr­pläne. Sie ver­körpern die bau­liche Umsetzung von Normen und Vorschriften.

Und die Schönheit? Ja, die Schönheit. Die bleibt wohl meistens ein Kind des Zufalls.

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