Sup­pen­ver­kehr

Kolumne

Publikationsdatum
17-03-2016
Revision
17-03-2016

Ich habe es gelesen, das Wort Suppenverkehr, gekannt habe ich es nicht. Und eine nicht ­vollständig repräsentative Umfrage unter Verkehrsplanern zeigt mir zudem, dass der Begriff nur wenigen geläufig ist. Spekuliert wurde viel: Ist es der Transport von Fertig­suppen? Hat es etwas mit Essen auf Rädern zu tun? Geht es um das ­Fahren im Nebel?

Oder wird es als Synonym für Kreisverkehr benutzt, weil man dort fährt, als rührte man in einer Suppe? Okay, etwas unfair an meiner Umfrage war vielleicht, dass ich das Publikationsdatum nicht genannt habe. Gefunden habe ich den Begriff in einem 1957 veröffentlichten Text über die Verkehrsplanung in der Stadt Zürich.

Dort werden die Verkehrsspitzen um 12 Uhr als Suppenverkehr bezeichnet. Es war damals noch gang und gäbe, über Mittag den Arbeitsplatz zu verlassen und zu Hause eine warme Mahlzeit zu geniessen. Mit dem Verschwinden dieser Tradition verschwand auch der Begriff. Suppen­verkehr heute heisst: «to go», «take away» oder «drive in», vor allem in Gross­städten und Agglomerationen.

Schade. Das Wort ist so schön, dass es eine neue Bedeutung verdient hätte. Bei den Antworten meiner Umfrage werde ich fündig: Die Feststellung, dass über den Verkehr heisser diskutiert wird, als er dann konsumiert wird, fände ich sehr treffend.

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