Stil­le Nacht

Kolumne

Publikationsdatum
18-12-2014
Revision
10-11-2015

Wädenswil liegt am linken Ufer des Zürichsees, an der «Pfnüselküste», wo die Tage auch im Sommer etwas kürzer sind. Vor zweihundert Jahren begann die Gemeinde zu wachsen; im Schatten des Zimmerbergs erblühte die Textilfabrikation. Es entstanden grosse Industrieareale, die nach dem Strukturwandel der Ökonomie zu Brachen verkamen – und mit dem neuesten Immobilienboom zu begehrten Investitionsobjekten wurden. 

Besonders schön ist die Halbinsel Giessen, doch zum Leidwesen der beteiligten Immobilienfirma stehen dort denkmalgeschützte Bauten wie die Textilfabrik Pfenninger des Ingenieurs Robert Maillart (1905) und das neoklassizistische Haus des Wädenswiler Architekten Albert Kölla (1920). Seit Jahren tobt der Streit, wie viel von diesem Erbe ab-
getragen und was an seiner Stelle errichtet werden dürfe.

Die ersten Neubauten mit Luxuswohnungen stehen schon. Hinter den raumhohen Verglasungen leuchten exquisit mit Designklassikern möblierte Räume, und die Fassaden strahlen wie riesige, reiche Adventskalender. Der noch nicht umgebaute Kölla-Bau dagegen liegt im Dunkeln. In den tiefschwarzen Fensterscheiben hat sich schon lang kein Betriebschristbaum mehr gespiegelt. Haben wir dieser Welt den Strom abgedreht? Ist der alte Anschluss noch aktiv?

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