Städ­te­bau in der Schweiz samt Fra­ge­zei­chen

Das 8. Architekturgespräch der Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln war dem heutigen Städtebau in der Schweiz gewidmet. Die Teilnehmenden hielten pointierte Referate, zeigten aber mehrheitlich wenig Bereitschaft, sich ernsthaft mit fremden Positionen auseinanderzusetzen.

Publikationsdatum
17-11-2014
Revision
01-09-2015

Der Titel der Veranstaltung vom 15. November 2014 – «Städtebau in der Schweiz » – bezieht sich auf die 1929 von Hans Bernoulli und Camille Martin herausgegebene Schrift «Der Städtebau in der Schweiz. Grundlagen»: Die Analyse fasste die Resultate der «Schweizerischen Städtebauausstellung» des BSA zusammen, die Bernoulli und Martin im Auftrag des BSA ausgerichtet hatten. Das Fragezeichen wiederum rührt daher, dass die Definition eines spezifisch schweizerischen Städtebaus heute alles andere als unumstritten ist.

Laurent Stalder, Professor für Architekturtheorie an der ETH Zürich und Veranstalter des 8. Architekturgesprächs, lud eine Reihe von Architekten und Stadtplanern nach Einsiedeln ein, den heutigen Stand des Städtebaus in der Schweiz anhand von konkreten Stadtplanungen, Wettbewerbsbeiträgen, Studien und Projekten zu erörtern. Die Annäherung an das Thema fand in drei Staffeln «Bild», «Architektur» und «Territorium» statt. Ausgehend von den vorgestellten Beispielen und Positionen galt es, das jeweils implizite Verständnis von Urbanität zu diskutieren und die Rolle der Planungsfachleute bei der Gestaltung der bebauten Umwelt zu reflektieren.

Dies gelang leider nur teilweise. Zwar fielen die meisten Referate erfreulich pointiert aus, und das bunte Mosaik der unterschiedlichen Haltungen enthielt auch reichlich Zündstoff für eine kontroverse Auseinandersetzung. Doch eine wirkliche Diskussion fand nur streckenweise statt: Viele Referenten zogen es vor, ihre eigene Position noch einmal zu bekräftigen, anstatt sich konstruktiv auf diejenige eines Kollegen einzulassen. Das ist Schade – doch für das Publikum, das hoch konzentriert die Debatten verfolgte, gab es dennoch viele Denkanstösse. Auf das nächste Architekturgespräch darf man jedenfalls gespannt sein.

Literatur

  • Camille Martin und Hans Bernoulli (Red.), Der Städtebau der Schweiz. Grundlagen, hg. vom Bund Schweizer Architekten, Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich 1929 
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