Stü­che­li wei­ter­bau­en

Publikationsdatum
17-09-2013
Revision
10-08-2016

Die Bauwerke der Nachkriegsmoderne kommen auf den Prüfstand: Die Denkmalpflege fragt nach ihrer historischen Bedeutung, Eigentümer wägen Aufwand und Ertrag ab, Planer suchen nach Wegen, die Substanz zu modernisieren. Die Diskussion um die architektonische Spätmoderne hat begonnen.

Werner Stücheli vertritt im kommenden TEC21 die betroffene Architektengeneration. Von der Bürogründung 1946 bis zum Tod 1983 schuf er knapp hundert Gebäude, die meisten in Zürich. Sein Werk ist exemplarisch für die Zeit von wachsendem Wohlstand und ungetrübtem Fortschrittsglauben.

Im August ergänzte die Stadt Zürich das städtische Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte um Bauten und Gärten aus der Periode 1960 bis 1980. Darunter befinden sich auch drei Gebäude von Werner Stücheli: das Geschäftshaus an der Badenerstrasse 600, das Kantonale Tierspital Irchel und der Friedhof Schwandenholz in Seebach. Gleichzeitig wird das Bürogebäude der Swiss Re am Mythenquai abgebrochen und ersetzt, und das Geschäfts- und Wohnhaus Enge am Tessinerplatz wird tiefgreifend umgebaut.

In diesem Spannungsfeld zwischen Anerkennung als Bauzeuge, Totalumbau und Abbruch werden die Gebäude der Nachkriegsmoderne heute verhandelt. Die Beispiele zeigen, dass sich der Umgang mit diesem Erbe vorderhand auf einem schmalen Grat zwischen Zerstören und Retten, zwischen kunsthistorischer Verklärung und verunklärenden Eingriffen bewegt. Die architektonische Nachkriegsmoderne befindet sich gerade in jener historischen Phase, die Artefakte jeder Kulturepoche überstehen müssen – in der man Dinge ausrangiert, unmittelbar bevor sie wiederentdeckt und «Kult» werden. Je intensiver die Debatte, umso weniger Wertvolles dürfte auf der Müllhalde der Geschichte landen.

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