Si­cher in der Töss

Ein kleiner Erfolg für die Kajakfahrer

Die Töss-Messschwelle in Neftenbach wurde im Sommer 2014 entschärft. Während der Ausführung wurden Anliegen der Kajakfahrer ins Projekt aufgenommen. Der Kanton hatte ein offenes Ohr für die Sportler, Bauleitung und Bauunternehmung reagierten flexibel.

Publikationsdatum
29-12-2014
Revision
01-09-2015

Die Messschwelle in Neftenbach ZH gibt es in der alten Form nicht mehr. Sie wurde im Sommer 2014 umgestaltet. Das Bundesamt für Umwelt wird an dieser Stelle weiterhin regelmässig ­Abflussmenge und Wasserstand messen, deshalb durfte der Umbau der Schwelle die hydro­logische Messstation nicht zu stark beeinträchtigen.1

In den letzten Jahren kam es bei der alten Form von Schwellen in der Töss zu tödlichen Unfällen, weshalb der Schwerpunkt beim Umbau der Schwelle darauf lag, die Sicherheit zu erhöhen und die gefährliche Wasserwalze nach dem Querbauwerk zu entschärfen. Dazu planten die Ingenieure eine Blockrampe mit einer Niederwasserrinne auf ihrer rechten Seite. Mit der Blockrampe werden der senkrechte Absturz abgeflacht und die Bildung von einer kritischen Walzenströmung sowie Sohlenerosion verhindert. Die Niederwasser­rinne stellt die Fischgängigkeit wieder her. 

Die Niederwasserrinne beginnt zwölf Meter oberhalb der bestehenden Schwelle und führt mit einem Gefälle von 4% bis auf die Höhe der heutigen ­Sohle unterhalb der Schwelle. Dabei überwindet sie eine Höhendifferenz von rund 90 cm. Sie ist mit ­mehreren Becken ausgestattet und besteht aus längs verlegten und aufrecht stehenden unbehandelten Naturstein­blöcken. Um die Niederwasserrinne zu stabilisieren und abzudichten, wurde längs zu ihr eine Bruchsteinmauer errichtet. Daran schliesst links die neu erstellte Blockrampe an. 

Damit Kajakfahrer spielen können

Die Blockrampe hat eine leicht konkave Form – so wird eine minimale Verschüsselung erreicht. Dadurch werden die Strömung konzentriert und die Belastung der Ufer bei Hochwasser reduziert. Auf Wunsch der Kajakfahrer wurden die Blocksteine in der Mitte möglichst glatt und plan versetzt. So kann eine schnelle, unver­wir­belte Strömung entstehen, die am Ende der Rampe tendenziell das Entstehen einer stabilen, stehenden Welle ermöglicht. 

Da bei wenig Wasser vor allem die Niedrigwasserrinne gefüllt ist, bleibt die Blockrampe ohne Überlauf. Das heisst, die entstehende Welle ist nur ab einem ­bestimmten Wasserstand nutzbar. Dies dürfte sich bei einem Abfluss von ca. 24 bis 30 m3/s einstellen, also an etwa 18 bis 28 Tagen pro Jahr.

Der Fuss der Niederwasserrinne und der Rampenfuss wurden durch Pfähle aus Fichtenholz gesichert, die bis zu 6 m tief in den Untergrund gerammt wurden. Mit dieser Bauweise kann der sonst zur Verhinderung der Sohlenerosion am Rampenfuss notwendige, kompakte und massive Blockteppich reduziert werden. Das spart Kosten, und zwischen den Steinblöcken und den Holzpfählen können sich Fischunterstände bilden.

Zur Absicherung der Blockrampe auf der linken Seite und zur Bildung einer Rückströmung (Kehrwasser) für Kajakfahrer wurde unterhalb der Rampe eine ­Buhne erstellt. Von hier aus ist die Einfahrt mit dem Kajak in die sogenannte Spielwelle möglich. Bei der Ausgestaltung des Unterwassers wurde darauf geachtet, dass in der Hauptströmung keine Hindernisse (Steinblöcke, Pfähle) vorstehen und so im Wellenbereich eine gefahrlose Kenterung der Kajakfahrer möglich ist.

Ein offenes Ohr beim Kanton

Die Mitwirkung von Kajakvertreter Herbert Burren kam erst während der Ausführungsphase zustande. Er ging auf die Bauherrschaft zu und brachte das Anliegen vor, eine Spielwelle in das Projekt zu integrieren. Der Kanton stand dem offen gegenüber. Bauleitung und Bauunternehmung waren flexibel und nahmen kleine Optimierungen vor, um eine stehende Welle zu ermöglichen – ohne Kostenfolgen und ohne Kompromisse bei der Sicherheit. Denn trotz den baulichen Anpassungen für die Kajakfahrer kann sich bei der Rampe keine gefährliche Wasserwalze bilden. Ein beispielhaftes Vorgehen. Wenn sich die Behörden weiterhin so offen zeigen, stehen die Chancen für die Kajakfahrer nicht schlecht, dass ihre Anliegen auch bei ähnlichen Umbauten berücksichtigt werden, da sie im Allgemeinen eine «weisse Welle», respektive Deckwalze, für ihren Sport bevor­zugen. 

Anmerkung
Bundesamt für Umwelt Bafu, Thema Hydrologische Grundlagen und Daten: www.hydrodaten.admin.ch/de/2132.html#tab_aktuelle_daten

Am Bau Beteiligte

Bauherrschaft
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel), Abteilung Wasserbau, Zürich Bundesamt für Umwelt (Bafu), Sektion Hydrometrie, Bern

Planung und Bauleitung
Niederer + Pozzi Umwelt, Uznach

Bauunternehmung
WSB, Rafz

Daten
Projektkosten: rund Fr. 300.000.–
Bauzeit: 23.4. bis 9.9.2014


 Aus Sicht der Kajakfahrer

Interessenvertreter Herbert Burren beurteilt den Umbau wie folgt: «Das Anliegen von uns Kajakfahrern war, dass eine gefahrlose Befahrung dieser Messschwelle jederzeit möglich sein wird. Dies wurde in der Projekt­realisierung berücksichtigt und umgesetzt. Weiter bestand die Hoffnung, dass sich bei einem gewissen Abfluss eine Welle einstellt, die sich für die Kajak­fahrer als eigentliche Spielwelle eignen sollte. Meine Aufnahme in die Projektgruppe erfolgte erst in der Umsetzungsphase. Es war mir schnell klar, dass die ‹geometrischen Freiheiten› nur minimal waren. Die schluss­endlich umgesetzten geringfügigen Anpassungen der Wehrrampe können deshalb nur bedingt als erfolgreich beurteilt werden. Ein aussagekräftiges Resultat wird sich erst zeigen, wenn die Töss wieder einmal einen Abfluss von über 20 m3/s aufweist. Trotz allem sehe ich in diesem Projekt einen positiven Kern – das vom Awel signalisierte Interesse, nebst der Integration der Fischereiauflagen auch die Wassersport­interessen anzuhören, ist ein grosser Fortschritt!»

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