Schweiz­wei­tes Ver­ga­be-Mo­ni­to­ring

Vertreter der SIA-Vergabekommissionen und Sektionen folgten einer Einladung des SIA nach Olten. Es ging um eine Vernetzung bestehender regionaler Initiativen zur Marktbeobachtung – mit dem Ziel eines gemeinsamen, schweizweiten Systems.

Publikationsdatum
27-07-2017
Revision
27-07-2017

Die faire und transparente Vergabe von Planungsaufträgen ist eine entscheidende Voraussetzung für eine qualitätsvolle und nachhaltige Baukultur. Wichtige Weichen hierfür werden schon in der Phase der Ausschreibung gestellt. Der SIA begleitet daher die Ausschreibungsphase mit seinen Ordnungen und Wegleitungen, spezifischen Beratungsangeboten sowie Programmprüfungen. Präsenz zeigt der SIA auch nach Publikation der Ausschreibung, indem er gegenüber fehlbaren Vergabestellen intervenierend auftritt.

Die Westschweizer Sektionen, die Sektion Tessin und die Sektionen Zürich und Winterthur bieten seit geraumer Zeit in Zusammenarbeit mit weiteren regionalen Verbänden für ihre Mitglieder zeitnahe Beurteilungen zu laufenden Ausschreibungen in ihren Regionen an. Zusätzlich machen sie sich gegenüber den Vergabestellen für SIA-konforme Verfahren stark. Eine qualifi­zierte Bewertung und Kommentie­­rung von Ausschreibungen sowie direkte Gespräche mit Bauherren haben dort nachweislich zu besseren Ausschreibungen geführt.

Mehrwert der ­Vergabe-­Ratings

Der SIA will den Mehrwert dieser regionalen «Vergabe-Ratings» für seine Mitglieder jetzt schweizweit nutzbar machen – und ist dabei auf eine breite Abstützung durch seine Sektionen und Vergabekommissionen angewiesen. Um die zentralen Fragen zum Aufbau eines solchen Systems zu klären, lud er am 1. Juni Vertreterinnen und Vertreter dieser Gremien zu einer gemeinsamen Veranstaltung in Olten ein. Wie die Beiträge aus der Westschweiz, dem Tessin und der Region Zürich-Winterthur zeigten, bestehen die wesentlichen Erfolgsfaktoren der Modelle zur Vergabebeobachtung in ihrer regionalen Verankerung sowie einer breiten institutionellen Abstützung – also dem Einbezug weiterer regiona­ler Planer­verbände.

Regionale Beobachtungsstel­len punkten zudem durch ihre Schnelligkeit bei der Analyse und Publikation der Ausschreibungen. Ein zentrales Projekt-, Qualitäts- und Wissensmanagement ist jedoch für die von allen Seiten geforderte Unité de Doctrine unabdingbar. Von einer Zusammenführung und zentralen Publikation der Ratings aus den Regionen profitieren nicht nur alle angeschlossenen Mitglieder, es ist auch eine stärkere Wahrnehmung der Marktsituation zu erwarten.

Netzwerk regionaler ­Beobachtungszentren

Die SIA-Geschäftsstelle präsentierte in Olten ein Konzept für ein schweizweites Netzwerk regionaler Beobachtungszentren, das den lokalen Ressourcen und Kompetenzen und einem gemeinsamen Vorgehen und Qualitätsverständnis gleichermassen Rechnung tragen soll: So analysiert in der Regel die jeweilige Kerngruppe vor Ort die Wettbewerbe und Ausschreibungen ihrer Region. Für kleine Sektionen bietet sich ein Zusammenschluss oder eine zentrale Analyse an.

Anschliessend werden die Ratings von den regionalen Kerngruppen freigegeben und auf einem zentralen Portal publiziert, um einen schweizweiten Zugang zu ermöglichen. Allfällige Beratungen und Interventionen erfolgen in erster Linie durch die regionalen Kerngruppen. Dabei übernimmt die SIA-Geschäftsstelle die Koordination des Gesamtprojekts und unterstützt den Aufbau der zentralen Analyse- und Publikationsplattform.

Testphase beginnt noch 2017

Schon die rege Beteiligung am Treffen in Olten zeigte das grosse Interesse an dem Vorhaben. Trotz zum Teil kontroverser Meinungen unterstützten die Anwesenden das präsen­tierte Konzept der SIA-Geschäftsstelle grundsätzlich. Sie gaben damit grünes Licht für den schrittweisen Aufbau eines gemeinsamen Systems zur Marktbeobachtung, wie es vom Fachrat Vergabe des SIA als prioritäre Massnahme im Vergabewesen definiert wurde.

Die einjährige Initial- und Testphase soll noch 2017 beginnen. In Pilotregionen wird das Konzept dabei weiter konkretisiert, umgesetzt, evaluiert und bedarfsweise angepasst. Die bestehenden Beob­achtungsstellen haben dazu ihren Support in Form von Expertise, Erfahrungen und Vorlagen angeboten. Die Sektion Bern hat sich bereits als Pilotregion zur Verfügung gestellt; weitere Sektionen prüfen ebenfalls eine Beteiligung an der Testphase. Mit den dort gewonnenen Erkenntnissen werden danach die weiteren Ausbauphasen in Angriff genommen, angefangen bei einer gesamtschweizerischen Abdeckung bis zu einem erweiterten Leistungsspektrum.
 

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