Schö­ner par­kie­ren

Erneuerung Parkhaus «Hohe Promenade» in Zürich; Architekten: Schindler & Zinsli; Generalplaner: Jauslin+Stebler Ingenieure

Seit Dezember 2011 zeigt sich das über 40 Jahre alte Parkhaus «Hohe Promenade» in Zürich mit einer markant verbesserten Innenbeleuchtung, einem erweiterten Zugang über die Rämistrasse und einem neuen Zugang über den Bahnhof Stadelhofen. Die Beleuchtung und das Farbkonzept der Architekten von Schindler & Zinsli betonen die klare Struktur der übereinander gestapelten «Säulenhallen». Das Generalplanerteam von Jauslin + Stebler Ingenieure führte die einjährige Bauarbeit im unterirdischen Parkhaus ­unter Betrieb und in beengten Platzverhältnissen aus.

Publikationsdatum
27-01-2012
Revision
25-08-2015

Das fünfgeschossige, unterirdische Parkhaus Hohe Promenade wurde von Gottfried Schindler zwischen 1964 und 1968 erbaut und von 1992 bis 1994 teilweise instand gesetzt. Es liegt in der Nähe des Bellevues in der Innenstadt von Zürich, schiebt sich teilweise unter die vorhandene Bebauung und ist nur durch seine Zufahrt und die Zugänge von aussen wahrnehmbar. Der Fussgängertunnel zum Parkhaus liegt unterhalb der gleichnamigen, 2010 renovierten und auf die neuen Erdbebenanforderungen ertüchtigten Kantonsschule. Die Parkebenen und Zugänge erschienen vor dem Umbau düster, und die sicherheitsspezifischen und gebäudetechnischen Einbauten entsprachen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Zwischen Oktober 2010 und November 2011 wurde das Parkhaus deshalb – bis auf eine kurze Unterbrechung – unter ständigem Betrieb komplett erneuert, und die Zugänglichkeit wurde verbessert.

Unveränderte Tragstruktur

Das Parkhaus besteht im Wesentlichen aus vier Teilen: den Zufahrtsrampen, den Fussgängererschliessungen, den eigentlichen Parkgeschossen und dem Haupteingang als neu gestaltetem Kopfbau. Die übereinander gestapelten «Säulenhallen» der Parkebenen zeichnen sich durch ihre grosszügige und klare Raumstruktur mit schlanken Stützen aus.
Die schlaff bewehrten Pilzdecken und -stützen aus Stahlbeton waren mit den Arbeiten in den 1990er-Jahren bereits instand gesetzt worden und erforderten gemäss der Zustandserfassung vor dem Baubeginn im Januar 2010 keine weiteren Massnahmen. Die Parkgeschosse blieben in ihrer Tragstruktur unverändert. Einzig die Dilatationsfugen mussten wieder erneuert und der Hartbetonbelag von der abgenutzten Imprägnierung befreit und mit einer neuen Zweikomponentenbeschichtung versehen werden.

Neue und erweiterte Zugänge zum Parkhaus

Die einzigen von aussen sichtbaren Elemente des Parkhauses sind die Zugangs- bzw. Zufahrtsportale. Der Hauptzugang für zu Fuss Gehende und für den Autoverkehr erfolgt über die Rämistrasse. Er wird über Autozufahrtsrampen und einen 75 m langen Fussgängertunnel mit den Parkflächen verbunden. Der Fussgängerzugang wurde komplett neu gestaltet und wird im öffentlichen Raum besser wahrgenommen. Gleichzeitig erhält das Parkhaus mit der Vergrösserung des Kopfbaus mehr Transparenz. Die Absenkung des bestehenden Fussgängertunnels ermöglichte die Ausführung eines über seine gesamte Länge überblickbaren, behindertengerechten Zugangs. Die Überwachungszentrale lag ursprünglich in der Mitte dieser Fussgängerverbindung und hatte kein Tageslicht. Sie wurde neu in die Stützmauer, zwischen den Einfahrten Hirschengraben und Rämistrasse, integriert. Der Arbeitsplatz in der Loge ist dadurch heller und attraktiver geworden.
Die Neugestaltung des Kopfbaus erforderte markante tragwerkspezifischen Eingriffe. Die Absenkung der Bodenplatte des Fussgängertunnels um teilweise mehr als 2.50 m erfolgte etappenweise mit Unterfangung der bestehenden Stahlbetonkonstruktion. Im Bereich von hoch belasteten Bauteilen gründet die Unterfangungswand auf vorgängig erstellten Mikrobohrpfählen, um Setzungen, vor allem an der frisch renovierten Kantonsschule, zu vermeiden. Für diese Abbruch-, Baumeister- und Spezialtiefbauarbeiten mussten zahlreiche Leitungen gekappt oder umgeleitet werden. Die engen Platzverhältnisse, insbesondere die geringe Raumhöhe, erschwerten dabei die Arbeiten, da die Bodenplatte bis zu 1.20 m stark war und entsprechend grosse und schwere Blöcke abgebrochen und abtransportiert werden mussten – spezielle Kleingeräte meisterten diese Eingriffe. Wegen des Schulbetriebs lagen diese lärmintensiven Arbeiten zudem auf den unterrichtsfreien Zeiten und Randzeiten. Die Bauunternehmung musste sich an strikte Sperrzeiten halten.
Die Erweiterung des Kopfbaus über drei Geschosse erforderte den Abbruch bestehender Gebäudeteile, früherer Bauhilfsmassnahmen zur Sicherung der Baugrube (Rühlwand) und eines Teilbereichs der Stützmauer entlang der Rämistrasse. Diese Abbrucharbeiten bedingten eine etappierte Unterfangungsbauweise mit einer zweilagigen Rückverankerung. Der neue Kopfbau wurde dieser Unterfangung schliesslich vorgestellt. 

Bauen von oben und Umleitung der Fussgängerwege

Die Bauarbeiten durften den Verkehr auf der stark befahrenen Rämistrasse nicht behindern, weshalb die Erweiterungsarbeiten beim Haupteingang von oben erfolgten. Der Installationsplatz wurde am Rand des Pausenplatzes der Kantonsschule nahe der Krone der Stützmauer eingerichtet. Der Fussgängerzugang Rämistrasse war während der gesamten Umbauzeit gesperrt. Alle Besucher konnten das Parkhaus zu Fuss nur über den Olgastollen erreichen. Dieser 85 m lange Stollen verläuft im Südosten des Untergeschosses Richtung Bahnhof Stadelhofen. Bis zum Umbau wurde er als Zufahrt und Parkfläche für Dauermieter genutzt. Als Verbindung zum Bahnhof Stadelhofen und als zweiter Zugang zum Parkhaus ist er nun für den Autoverkehr geschlossen und für die Fussgänger reserviert. Zwei neue Liftanlagen gewährleisten eine behindertengerechte vertikale Erschliessung der Parkgeschosse. Mit diesem neuen Zugang gibt es eine attraktive Alternative zum Zugang über die Rämistrasse, zudem sind Seefeldquartier, See und Opernhaus bequem zu Fuss erreichbar. 

Farbkonzept und Beleuchtung vermitteln Sicherheit

Materialisierung und installierte Beleuchtung auf den Parkebenen und in den Erschliessungsbereichen schaffen eine Atmosphäre, die anspricht und positiv auffällt. Sie wurde mit bescheidenen finanziellen Mitteln realisiert: Die Oberflächen in den Zufahrtsrampen und Parkdecks sind lediglich farblich gestaltet; das Material tritt in den Hintergrund. Die stark beleuchteten Längswände in den fünf Parkgeschossen mit ihren Nischen zwischen den Rippen bilden zudem «Bühnen» für die in der direkten Umgebung liegenden Kulturinstitutionen: Opernhaus, Tonhalle, Kunsthaus und Schauspielhaus präsentieren sich mit grossformatigen Bildszenarien, im 4. Geschoss der Zoo Zürich. 
In den Fussgängerbereichen dagegen spielen die Architekten von Schindler & Zinsli mit den eingesetzten Materialien und deren Attributen hart und weich, lichtdurchlässig und opak, leicht und schwer. So erscheint beispielsweise die sandgestrahlte Betonoberfläche des Olgastollengewölbes in diesem grosszügigen Raum wieder in einem sauberen und roh belassenen Zustand. Die Lichtelemente aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) an der Decke bilden dazu einen Kontrapunkt. Um ihren textilen Charakter zu wahren, wurden sie zur Aushärtung wie Tücher aufgehängt. Den Übergang zwischen den Auto- und Fussgängerbereichen bilden wiederum weisse, neutrale Räume. 
Die Beleuchtung ermöglicht im Zusammenspiel mit dem Farb- und Materialkonzept eine bessere Orientierung in der Parkgarage, gleichzeitig entsteht in Verbindung mit den Projektionsflächen der kulturellen Institutionen eine gegenüber dem ursprünglichen Zustand angenehmere Atmosphäre. Insofern steigert dies auch das Sicherheitsgefühl – denn dort, wo sich Menschen wohlfühlen, fühlen sie sich auch sicher.

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