Schö­ne neue Bü­ro­wel­ten: Ta­gung «Fu­ture Work­place & Of­fice»

Anfang Dezember 2012 fand in Rüschlikon die Tagung «Future Workplace & Office» statt. Es liessen sich folgende Trends erkennen: Vor einem Umbau findet immer eine Veränderung der Arbeitskultur statt – nicht umgekehrt. Multispace-Büros sind auf dem Vormarsch, die Grenze zwischen Arbeitsplatz und Zuhause löst sich auf und eine attraktive Arbeitsumgebung ist ein Faktor im globalen «War of Talents».

Publikationsdatum
19-12-2012
Revision
01-09-2015

Die Erkenntnisse der zweitägigen Tagung waren keine bahnbrechenden – was sicher auch am Typ der vorgestellten Projekte lag, ausnahmslos von internationalen Konzernen (Google, Johnson & Johnson) und Schweizer Grossfirmen (Swisscom, UBS, Novartis, Credit Suisse). Die von den Referentinnen und Referenten präsentierten Projekte zeigten, dass bei den Firmen zum einen der Trend besteht, Standorte zusammenzulegen, um Flächen effizienter nutzen zu können. Zum anderen setzen sich Multispace-Büros mit «activity-based working» durch. Anstelle von hierarchisch belegten Einzelbüros gibt es dort eine Vielzahl an für die jeweilige Tätigkeit (Meeting, Konzentrierte Arbeit, Brainstorming) angemessenen Arbeitsumgebungen.

Bessere Ausnutzung und sich wandelnde Werte

Diese Entwicklung zu differenzierten Räumen und Flächen wird verstärkt durch das zunehmende Desksharing:  Erhebungen der UBS und der Swisscom ergaben, dass sich die Arbeitnehmer jeweils durchschnittlich nur zwischen 40-60 % der Zeit an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz aufhalten. Gemäss Christian Hadorn, Leiter des Arbeitsplatzkonzepts «Workplace for the Future» bei der UBS, könnten mit einer entsprechenden Reduzierung der Arbeitsplätze allein bei der UBS in Zürich 20 Mio. Franken eingespart werden. Als Richtwert für zukünftige Planungen wenden die Konzerne dabei eine maximale Sharing Ratio von 1:1.3 an (100 Arbeitsplätzte bei 130 Mitarbeitenden). Novartis hingegen bietet jedem seiner Angestellten einen eigenen Arbeitsplatz– betrachtet man die Planungen im Novartis-Campus in Basel, scheinen die finanziellen Zwänge hier aber auch (noch?) nicht allzu drängend.

Teleworking bleibt ein Thema – dabei betonten alle Referentinnen und Referenten, dass eine Mischung aus Büroarbeit und Home-Office die optimale Lösung sei. Für den Erfolg sei aber das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausschlaggebend. Gemäss Arbeits- und Organisationspsychologin Gudela Grote wandelt sich dieses Verhältnis momentan: Die zunehmende bedürfnisgerechte Flexibilisierung von formalen Arbeitsverträgen verstärkt zwar einerseits die Arbeitszufriedenheit und minimiert die Kündigungsabsichten. Andererseits wachsen damit in der Regel auch die Belastung und die Unklarheit im Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit-. Umso wichtiger wird hier der «psychologische Vertrag» zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Er formuliert die gegenseitigen Erwartungen. Je weiter diese auseinanderklaffen, umso weniger identifiziert sich der Arbeitnehmer mit seinem Arbeitgeber und dessen Werten – der Job leidet.

Mehr als nur ein Arbeitsplatz

Die Werte und die Philosophie einer Firma drücken sich auch in der Gestaltung der Arbeitsplätze aus. Das geht weit über die eigentliche Bürozone hinaus und kann wie beim Forschungszentrum von Google in Zürich (2008, Architektur: Camenzind Evolution, Zürich) dazu führen, dass die Firma einen Fitnessbereich anbietet. Das im Oktober 2012 eröffnete «Foyer Zug» von Johnson & Johnson (Architektur: Axess Architekten, Zug) hat dazu noch eine Kinderkrippe für den Nachwuchs der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gebäude untergebracht. Im globalen Wettbewerb um qualifiziertes Fachpersonal werden diese «soft facts»  immer wichtiger.

Generell gilt: Die Bürowelt wandelt sich von einem starren, hierarchischen System zu einem bedürfnisgerechten, flexiblen Netzwerk. Die dabei entstehenden neuen Räume, Nutzungen und Kombinationen sind ein Ausdruck dieses Wandels und nicht deren Ursache – auch wenn ein wechselseitiger Effekt die Entwicklung sicher beschleunigt.

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