Ret­tung auf Zeit

Kolumne

Publikationsdatum
29-12-2014
Revision
08-10-2015

Holz ist mehr als nur eine Res­source – das wurde mir anlässlich des Vortrags von Professor Franz Josef Radermacher am Holz­forum in Garmisch einmal mehr klar. Es ist Zukunftsgrundlage. ­Radermacher, Mitglied des Club of Rome, der ein gemässigtes Wachstum fordert, ist auch Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissenschaftsverarbeitung in Ulm. Der Vorschlag des Instituts für ein neues Klimaregime ist beeindruckend. Einer der vier Punkte besagt, dass bis 2050 weltweit die gigantische Fläche von 5 Mio. km2 Wald angepflanzt werden soll (etwa die Hälfte Europas). Die Massnahme – ein zeitlicher Zwischenschritt – soll der Atmosphäre den überschüssigen Koh­lenstoff entziehen. Damit ist das Klimaproblem gelöst – jedoch nur vorläufig.
Es handelt sich um eine Schonfrist, innerhalb der auf erneuerbare Energien umgestellt werden muss. In Zukunft wird ein Heer an Förs­tern nötig sein, um den Nutzwald zu unterhalten, in dem die Bäume alle 40 Jahre gefällt werden. Anderenfalls gibt das verrottende Holz wieder Kohlenstoff frei. Urwaldroman­ti­ker wie ich kommen also nicht auf ihre Kosten. Der Rohstoff soll vor allem für bauliche Zwecke verwendet werden – was noch weitere Berufsfelder fördert: Schreiner, Holzbauer und Architekten sind gefragt. 

Verwandte Beiträge