Pro­mi­nent funk­tio­nal

Buchrezension: Atlas of the Functional City

Der legendäre 4. CIAM wurde über Jahrzehnte zu einer Referenz der funktionalen Stadtplanung und blieb dennoch bis heute weitgehend unerforscht. Das Buch «Atlas of the Functional City» holt dies nun anhand von erstmals veröffentlichten Material nach.

Publikationsdatum
18-03-2015
Revision
03-11-2015

Der 4. CIAM (Congrès International d`Architetcture Moderne) fand 1933 während einer Kreuzfahrt von Marseille nach Athen statt. Die am Anfang des Buchs abgebildete Passagierliste liest sich wie ein «Who is Who» der damaligen Architekten-Avantgarde: Le Corbusier, Fernand Leger, Charlotte Perriand, Alfred Roth, Siegfried Giedion und viele andere nahmen teil. 

Die Publikation umfasst im Kernstück 34 Stadtanalysen, die für den Kongress als Diskussionsgrundlage von 18 nationalen Gruppen erstellt worden waren. Ab 1930 begleitete der niederländische Architekt und Urbanist Cornelis van Eesteren während drei Jahren die Arbeiten. Er war auch für Standardisierung, Methode und Form der kartografischen Darstellungen zuständig. 

Der 4. CIAM wurde über die Jahrzehnte zu einer schlagwortartigen Referenz der funktionalen Planung, die die Stadt in die Bereiche Leben, Arbeiten, Erholung und Verkehr gliederte. Die Forderung nach funktionaler Planung wurde unter anderem durch die Umstrukturierungen nach dem 2. Weltkrieg umgesetzt. Neueste Forschungen zeigen nun aber, dass die Ergebnisse des nicht bloss die strikte Trennung der Funktionen darstellten. Was die illustren Teilnehmer untersuchtenm war viel mehr das Zusammenspiel der Zonen. Man betrachtete diese eher als analytische Hilfe denn als Set aus spezifischen Instruktionen. 

Analysen und Lifestyle

Inhaltlich legt das Buch den Fokus mittels Quellenstudien auf die Teilnehmer des CIAM und wie sie sich dem Phänomen Stadt annäherten. Weniger zentral ist die städtebauliche Umsetzung, die daraus ­hervorging. Die 18 Ländern sind alphabetisch gegliedert, von Belgien bis Jugoslawien. Am Anfang jedes Landeskapitels helfen Miniatur-Übersichten mit den Abgabeplänen bei der Orientierung: Sie machen ersichtlich, wie quantitativ ungleich die Abgaben waren. So bestand Frankreichs Beitrag ausschliesslich aus Paris, andere Länder analysierten mehrere Städte, darunter die Niederlande mit Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und Utrecht. Die Texte sind den Beiträgen, der Zusammensetzung und den spezifischen Arbeitsumständen der Gruppen gewidmet. 

Bilder der Kreuzfahrt ergänzen die Analysen und dokumentieren mitunter amüsant den Lebensstil der bewegten Zwischenkriegszeit.

Angaben zur Publikation
 

Evelien van Es, Gregor Harbusch, Bruno Maurer, Muriel Pérez, Kees Somer, Daniel Weiss (Hg.), Atlas of the Functional City. CIAM 4 and Comparative Urban Analysis, Bussum/Zürich: TOTH/gta Verlag, 2014.. 480 S., 750 Abb.; Englisch. ISBN 978-3-85676-338-1, Fr. 105.00


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