Vom Boot zum Flug­ob­jekt

«Oïphorie»: Einzelschau von Atelier Oï, La Neuveville (1991–2018)

Publikationsdatum
29-08-2018
Revision
29-08-2018

Seit Wiedereröffnung des Hauses an der Ausstellungsstrasse im März dieses Jahres kann das Zürcher Museum für Gestaltung zwei Standorte bespielen. Im Toni-Areal laufen Wechselausstellungen, die von Zusammenarbeiten mit der ebenfalls dort ansässigen Hochschule der Künste profitieren. Im Stammhaus konzentriert man sich dagegen auf eine anregende Dauerausstellung nach Art einer Wunderkammer in den neu erschlossenen Räumen im Untergeschoss sowie auf die Präsentation jeweils einer grossen Wechselausstellung in der Halle. 

Den Start macht eine Werkschau von Atelier Oï. Ganz bewusst bewegen sich die drei Gründer, die als Bootsbauer und Industriedesigner begonnen haben, zwischen Designtheorie, handwerklicher Arbeit und industrieller Umsetzung. In ihrem Atelier, das in einem ehemaligen Motel in La Neuveville liegt, beschäftigen sie Mitarbeitende aus allen angrenzenden Disziplinen. Neben konkreten Aufgaben zwischen Messeauftritt und Industrial Design für luxuriöse Auftraggeber wie Bulgari, Rimowa oder Louis Vuitton legen sie einen Fundus aus Formen, kinetischen Objekten und Materialien an. Auf diesen Kosmos aus zweckfreien Dingen greifen sie zurück, wenn sie sich der Umsetzung einer neuen Aufgabe annähern wollen. 

Für die Inszenierung der Ausstellungshalle haben die Designer eine zart schwingende Wolke aus Papierschirmchen aufgehängt, die das Auge in die Höhe des Raums ziehen. An anderer Stelle bewegen sich senkrechte Stäbe aus plissierten Lampions auf und ab, als atmeten sie, und Fächer aus Holzlamellen drehen sich wie die Röcke tanzender Derwische. Im hellen Tageslicht der Halle wirken die Installationen sehr poetisch, mit einem leichten Hang zum Kitsch. In ihrer Unbestimmtheit lösen sie Assoziationen aus – genau das bildet den Denkprozess ab, den die Designer verfolgen. Die Ausstellung öffnet einen Blick hinter die Kulissen des Ateliers Oï und ist ein gelungenes Beispiel dafür, welche Möglichkeiten die wiedergewonnene Raumhöhe und die natürliche Belichtung der Halle bieten.

Die Ausstellung ist noch bis 30. September 2018 zu sehen. Weitere Infos finden Sie hier.

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