Neu­lich in Tan­ga

Kolumne

Publikationsdatum
01-10-2014
Revision
10-11-2015

Als ich durch die tansanische Hafenstadt Tanga spazierte, blieb ich verwundert vor dem überdimensionierten Zaun um das Verwaltungsgebäude der Usambara-Bahn stehen. Seine massiven Metalllatten von rund anderthalb Metern Höhe erinnerten mich auf den ersten Blick an Dinosaurierknochen. 

Die im Jahre 1891 gegründete Bahngesellschaft im damaligen Deutsch-Ostafrika verfolgte das Ziel, den Hafen am Indischen Ozean entlang der Usambara-Berge mit dem Viktoriasee zu verbinden. 1893 begannen deutsche Ingenieure, die Gleise zu verlegen. 20 Jahre nach Gründung der Gesellschaft erreichte die Gleisspitze Neu-Moshi am Kilimandscharo. Im Verlauf der Arbeiten stellte sich heraus, dass die Holzschwellen aus den Bäumen der umliegenden Wälder von Termiten zerfressen wurden. So importierte man Stahlschwellen aus Deutschland. Mit einem Restposten wurde dann wohl der rund 200 Meter lange Zaun um die Hauptverwaltung in Tanga errichtet. 

Die Frage, ob die Idee für den Zaun deutschem Pragmatismus entsprungen ist oder dem afrikanisch unkomplizierten Umgang mit Produktrecycling, bleibt offen. Verblüffend ist jedenfalls die einfache, unbefangene Geste, durch die aus einem ortsverbindenden Gleiselement ein trennender Zaun wird. 

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