Le tour ou la tour brut(e)

Publikationsdatum
11-02-2016
Revision
11-02-2016

Entlang der Limmat, vom Zürcher Hauptbahnhof bis nach Wipkingen, wird brutale Präsenz architektonisch facettenreich markiert. Den Auftakt macht das erweiterte Landesmuseum: Das Pseudoschloss von Gustav Gull hat nun einen faustdicken Schutz­wall erhalten. Zur Verschlossenheit der Betonburg passen enge Schiessscharten; die Festung der Basler Architekten Christ & Gantenbein fasziniert!

Weiter geht die «tour brut» an der Limmat zum aufgefrischten Drahtschmidli. Das Zürcher Jugend- und Kulturhaus hat eine bewegte Geschichte und neuerdings ein Gesicht mit groben Zügen. Der Erneuerung ist nun eine düster gestaltete Fassade und ein technoides Solardach zu verdanken; diese urbane Interpre­tation will nicht unbedingt gefallen.

Der Abschluss der brutalistischen Er­kundungstour wird jedoch zum buchstäblichen Höhepunkt: Direkt am Fluss steht das 118 m hohe Kornhaus der grössten Mühle der Schweiz. Der Silo ragt zwar unbarmherzig in die Lufthoheit der Wohnnachbarn; doch der Betonturm selbst ist schlank und stellt sich freundlich zur Schau. Nur sind seine kahlen Mauern nicht grau, sondern gestalterisch mildernd mit Flugasche braun eingefärbt. Solch vorsichtige Sorgfalt hätte auch den kleineren Brutalos besser getan.

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