Le Cor­bu­si­er, na und?

Publikationsdatum
31-08-2017
Revision
31-08-2017

Wer die Villa Tugendhat von Ludwig Mies van der Rohe in Brünn besichtigen will, tut gut daran, den Eintritt drei Monate im Voraus zu reservieren. Eine Tour durch Falling Water von Frank Lloyd Wright ist kurzfristiger zu haben, allerdings kostet der Eintritt das Doppelte. Der Besuch von Le Corbusiers Villa Savoye in Poissy ist etwas günstiger. Nur das Gedränge ist überall gleich: Architekturliebhaber aus aller Welt pilgern in Massen zu den Ikonen der Baukunst, skizzieren verzückt und stehen sich gegenseitig auf den Füssen herum.
Nicht so in Zürich. Vor Heidi Webers Pavillon an der Seepromenade, Le Corbusiers letztem Bau, wartet kein Mensch auf Einlass. Auch drinnen ist man meist allein. Alle Architekten und Architektinnen dieses Planeten kennen das Haus aus Büchern, aber wo es steht, weiss fast niemand. Auf der Website von Zürich Tourismus ist es sorgfältig versteckt, die Gefahr einer Entdeckung minimal. Deshalb kann die Stadt ganz ungestört rätseln, was sie damit anfangen soll. Es kostet doch Unterhalt … Neulich hat die Kulturabteilung eine Ausschreibung lanciert, um «eine Trägerschaft für den Betrieb des Gebäudes als öffentlich zugängliche Kulturinstitution» zu finden. Willige Kandidaten haben sich bereits angemeldet und arbeiten emsig an ihren Konzepten. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.
 

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