SIA-Mas­ter­preis Ar­chi­tek­tur 2017: «L’ate­lier de mareyage, une ar­chi­tec­tu­re de l’es­tran»

Projekt von Louise Nicolas und Juliette Vautey

Masterarbeit EPF Lausanne | Professur Alexandre Blanc

Publikationsdatum
24-05-2018
Revision
20-06-2018

Zwischen der Île de Sein und der Passage du Raz im Westen des französischen Departements Finistère wird es Tag. Es ist Ebbe, die Leinenfischer gehen an Bord für ihren Arbeitstag in der Gezeitenströmung.

Vögel und Fische streiten sich um die Leckerbissen, die die ankommende Flut mit sich bringt. Das ist das Startsignal für den Fischfang. Ein Fischer im Ölzeug, eine Hand am Schiffsgeländer, die andere an der ausgeworfenen Fangleine, wiegt sich im Auf und Ab der Brandungswellen. 

Sobald er aufs offene Meer hinauskommt, wo die Strömung abnimmt, hält er auf die Île de Sein zu, wo ihn der Fischverarbeiter bereits erwartet. In dessen Werkstatt, die vor der Brandung geschützt im Wasser liegt, kommt mit der Ankunft des Boots Leben auf. Die Fische werden abgeladen, gewogen und ins Fischbecken gegeben, bevor sie nach der traditionellen japanischen Methode Ikejime getötet werden. Dank des respektvollen Umgangs mit dem Fisch und der sorgfältigen Verarbeitung des Produkts kann dieses direkt genossen oder zur Ausreifung des Geschmacks gelagert werden. Dieses Verfahren, das in unmittelbarer Nähe zum Fischereigebiet angewendet wird, würdigt die Fische und das überlieferte Wissen um die nachhaltige Fangmethode.

Wenn sich das Wasser bei Ebbe zurückzieht, treten das Werkstattgebäude und das Watt aus dem Meer hervor. Zwischen den feuchten Mauern riecht es nach Jod, die Arbeiter überlassen das Terrain den Flaneuren und Fischliebhabern. Die Fischverarbeitungswerkstatt lebt mit den Gezeiten und von dem, was die Natur um sie herum hergibt.


SIA-Masterpreis Architektur

Der SIA-Masterpreis Architektur, den der SIA seit den 1960er-Jahren jährlich verleiht, zeichnet Abschlussarbeiten der drei universitären Hochschulen Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ), Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) und der Accademia di architettura di Mendrisio (AAM)  aus. 80 bis 130 Masterprojekte werden pro Prüfungssession eingereicht. An der ETH finden jedes Jahr zwei Sessionen statt, an EPFL und AAM eine. Für jede Schule gibt es eine Jury aus sechs Architektinnen und Architekten: dem Präsidenten des Fachvereins Architektur und Kultur (A & K) sowie je einem Vertreter/einer Vertreterin des A & K aus den drei Sprachregionen, der Berufsgruppe Architektur (BGA) und der SIA-Sektion des Kantons der Hochschule, also Waadt, Zürich oder Tessin.

Die prämierten Projekte des SIA-Masterpreis Architektur 2017 finden Sie hier. Die Masterarbeiten der Auslobung 2016 gibts im gleichnamigen E-Dossier.

Verwandte Beiträge