Lan­ge Bah­nen

Neubau Hallenbad Oberdorf in Dübendorf ZH

In Dübendorf herrscht akuter Wasserflächenmangel. Durch einen Neubau des Hallenbads Oberdorf wird dieser nun behoben.

Publikationsdatum
15-06-2017
Revision
15-06-2017

Wasserflächenmangel. Das ist nicht gerade ein Wort, das man sofort mit Zürich in Verbindung bringt. Zu diesem Ergebnis kam aber das Bundesamt für Sport (Baspo) bei einer Analyse der bestehenden Hallen- und Freibäder in Dübendorf und Umgebung. Dies und anfällige Sanierungsarbeiten sind Gründe dafür, dass nun das Lernschwimmbecken der Schulanlage Stägenbuck durch ein neues Hallenbad für Schule und Freizeit ersetzt werden soll.

Der Neubau soll in die bestehende Freibadanlage Oberdorf integriert werden. Mit einer Präqualifikation wurden in einer ersten Phase die fünf besten Projekte ausgewählt. In der zweiten Phase des Verfahrens wurde ein anonymer Wettbewerb mit Projektidee durchgeführt: Die eingeladenen Teams sollten eine Idee ausarbeiten, die die architektonischen und technischen Kompetenzen aufzeigen kann. Die Jury empfahl einstimmig das Projekt «Misu» zur Weiterbearbeitung.

Verschmelzung des Raums

Die Aufgabe, einen Neubau mit gestalterischem Alleinstellungsmerkmal zu planen, lösten die Gewinner mit einer ebenso einfachen wie wirkungsvollen Idee. Ein Langbau mit Satteldach bildet eine auffällige Landmarke im Strassenbild und zugleich den Abschluss der Freifläche nach Norden hin. Der Blickfang des Projekts ist das Sattel­dach. Die enorme Grösse ergibt sich durch die tiefgezogene Traufkante. Die Dachfläche ist mit einem regelmässigen Lochmuster überzogen, durch das Licht ins Innere des Bads fällt. Damit erzeugen die Verfasser des Entwurfs eine ganz spezielle Lichtstimmung. Das punktuelle Lichtmuster wird mit den schlanken Stützenkolonnaden wieder aufgenommen, und es entsteht eine spannende Beziehung zum Aussenraum und zu den umgebenden Bäumen. Innen- und Aussenraum gehen auf ganzer Länge des Gebäudes fliessend ineinander über.

Bündelung

Die verschiedenen Nutzungsbereiche sind unter dem Satteldach wie an einer Perlenkette aufgereiht. Von Ost nach West: die Schwimmhalle am östlichen Gebäudeende, der Garderoben- und Saunabereich, die Eingangshalle und am west­lichen Ende des Baukörpers die ­Cafeteria und die Personal- und ­Unterhaltsräume. Der gemeinsame Zugang zu Frei- und Hallenbad erfolgt über ein durchgehendes Foyer, das zwischen Garderobe und Sauna auf der einen und Cafeteria auf der anderen Seite liegt.

Das alles überspannende Dach ist als Stahlrahmenkonstruktion mit Holzplattenbeplankung konzipiert. Die Dachfläche ist von aussen gedämmt und mit einer Metallhaut gedeckt. Die kleinen kreisrunden Öffnungen sind in regelmässigen Abständen in die Dachfläche eingeschnitten und werden mit transluzenten Polykarbonatplatten belegt, die an die Dachabdichtung angeschlossen werden.

Nach Überzeugung der Jury gelingt es dem Projektvorschlag in einer überraschend selbstverständlichen und unaufgeregten, aber trotzdem sehr kraftvollen Art, städtebaulich, architektonisch und betrieblich überzeugende Antworten zur Aufgabenstellung zu liefern.

Vielfältiges Volumen

Das zweitplatzierte Projekt «millefeuille» schafft eine andere Atmosphäre. Die Ausrichtung des Projekts orientiert sich an den bereits vorhandenen Aussenbecken. «Die Ambition einer behutsamen kontextuellen Einbettung des gegliederten und komponierten Volumens prägt den ersten Eindruck des neuen Hallenbadgebäudes», schreibt die Jury.

In der Verlängerung der Achse des alten Beckens richtet sich der Entwurf mit zwei nebeneinander liegenden Volumen in Nord-Süd-Richtung aus. In den zwei rechteckigen Volumen sind jeweils verschiedene Becken und Infrastrukturen positioniert. Der Entwurf wird durch verschiedene Abstufungen unterteilt. Jedoch bleiben die räumlichen Abfolgen und Bezüge sowie auch die angestrebte Entwurfsabsicht unklar.

Geknickte Optik

Das drittplatzierte Projekt «AVA» zoniert das Gelände mit einem in der Mitte abgeknickten Riegel. Der Zugang zum Hallen- und Freibad liegt im Knick des zweiflügligen Gebäudes. Durch diese Geste werden zwar der Vorbereich zur Oberdorfstrasse und die beiden grossen Aussenbadanlagen geschickt unterteilt, jedoch empfindet die Jury den abgeknickten Baukörper gegenüber seinem Umfeld als sehr hermetisch: «Die ebenerdigen Garderoben bilden zum Bad und zum Eingang hin eine fast geschlossene Front. Insgesamt wird der Raum vor, in und hinter dem Gebäudeknick als funktional überfrachtet, wenn nicht sogar als überfordernd empfunden: Aufenthalt, Zugangs-, Kassenbereich und Cafeteria drängen und bedrängen sich. Mit ihrer ausschliesslichen Orientierung nach Norden wird die Cafeteria nicht zu einem Ort, an dem ein Wohl- oder Freizeitgefühl aufkommt. Durch die erhabene Lage der Schwimmbecken im oberen Stockwerk ist ein physischer Bezug von Innen und Aussen nicht möglich. Der Gang nach draussen führt über mehr oder weniger verwinkelte, enge Gänge.» Trotz der vielen guten Ansätze der Projektidee konnten die Projektverfasser das Potenzial des Konzeptes nicht ausschöpfen.

Nicht platziert und doch halb gewonnen

Die zwei Projekteingaben «Uimahalli» und «Wasserturm» blieben zwar ohne Rang, die Jury empfand den erhaltenen Input jedoch als wertvollen Beitrag zur Diskussion und entschied sich, auch für die Nichtplatzierten eine Grundent­schädigung zu entrichten.

Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Wettbewerbe.

Auszeichnungen
 

1. Rang: «Mizu»
ARGE Markus Schietsch Architekten, Zürich;
Archobau, Zürich;
Funk + Partner, Urdorf;
Lorenz Eugster, Zürich;
HK & T Kannewischer Ingenieurbüro, Cham;
 

2. Rang: «millefeuille»
ARGE illiz architektur, Zürich;
b + p baurealisation, Zürich;
Caprez Ingenieure, Zürich;
PR Landschaftsarchitektur, St. Gallen;
HK & T Kannewischer Ingenieurbüro, Cham;
Schmidiger + Rosasco, Zürich;
HK & T Kannewischer Ingenieurbüro, Cham
 

3. Rang: «AVA»
Joos & Mathys Architekten, Zürich;
Ferrari Gartmann, Chur;
PR Landschaftsarchitektur, St. Gallen;
Beck Schwimm­badbau, Winterthur;
Gutknecht Elektroplanung, Au;
Beck Schwimmbadbau, Winterthur;
H. Zwygart, Zürich

 

Fachjury
 

Detlef Horisberger, dipl. Architekt HTL SIA BSA; Patrick Müller, dipl. Architekt ETH, MBA ETH, Abteilungsleiter Badeanlagen des Sportamts der Stadt Zürich; Stefan Rotzler, Landschaftsarchitekt BSLA; Tomaso Zanoni, dipl. Architekt ETH SIA SWB REG A EUR ING; Robert Surbeck, dipl. Architekt ETH/FH, SIA, MBA (Ersatz)

 

Sachjury
 

Lothar Ziörjen, Stadt Dübendorf, Stadtpräsident (Vorsitz); Reto Lorenzi, Stadt Dübendorf, Leiter Stadtplanung; André Ingold, Stadt Dübendorf, Sicherheitsvorstand; Doris Meyer, Stadt Dübendorf, Leiterin Finanz- und Controllingdienste; Stefanie Pfändler, Stadt Dübendorf, Sachbearbeiterin Stadtplanung (Ersatz)

Verwandte Beiträge