Kunst am Baum

Kolumne

Publikationsdatum
24-09-2014
Revision
10-11-2015

Neulich im Bregenzer Ried. Auf dem Weg in den Kurzurlaub fahren wir an einem Feld vorbei. Meine Frau - aufmerksame Beobachterin, die sie ist – entdeckt eine skurrile Installation: Aus einem Baum wächst eine Toilettenschüssel. Wir fahren weiter und rätseln den ganzen Urlaub, was das Ding wohl dort verloren habe. Auf dem Rückweg halten wir an und besichtigen die eigenartige Fusion von Holz und Porzellan.

Angeschlossen ist die Schüssel direkt am Baum. Fliessen in den Tracheiden des Baums nun die Ausscheidungen der Fernfahrer, die auf dem nahen Rastplatz übernachten? Dafür hängt die Toilette zu hoch. Ist sie ein Hochsitz für diarrhögeplagte Jäger? Oder hat ein verspäteter Jünger von Marcel Duchamp kurzerhand den Spiess umgedreht und mit einem Zitat des berühmten Pissoirs das Feld, und damit die Natur, zum Museum gemacht 

Vielleicht ist es ja bloss ein weiterer Marketingcoup der Vorarlberger. Schliesslich werden sie nicht müde, mit Schildern auf allen Matten und Weiden darauf hinzuweisen, dass dort das Gras für die gute Heumilch wächst. Doch was wäre die Botschaft der Baumtoilette? Man mag es sich gar nicht vorstellen. Im Auto wartet der Hund. So lassen wir betroffen den Deckel auf – und alle Fragen offen. 

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