Krieg und Frie­den

Kolumne

Publikationsdatum
17-11-2014
Revision
10-11-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Brücken verbinden Menschen: Diese Hängebrücke am ­Stadtrand von Deir-ez-Zur in Syrien war nicht nur ein Mittel zur Überquerung des Euphrat, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für die Stadtjugend. Die mutigsten unter ihnen kletterten die Hängeseile hoch, atmeten tief ein – und sprangen mit gestreckten Armen in den zwanzig Meter darunterliegenden Fluss. Für ein paar Sekunden glitten sie wie Adler im wohltuend frischen Wind. Eine Oase des Friedens. 

Brücken erzählen auch Geschichten: Diese elegante Hängebrücke wurde vom Ingenieur Henri Ribal der Firma Fougerolles errichtet. Mit 406m und Baujahr 1926 war sie die längste und auch jüngste Brücke des Bau­typs Gisclard – benannt nach seinem Erfinder, einem franzö­sischen Oberstleutnant. Die Brücke erschloss einen strategischen Vorposten der Fremdenlegion, denn die Region unter französischem Mandat musste sich gegen bewaffnete Nationalisten behaupten. Nach der Unabhängigkeit 1944 erfand sich die Brücke als wichtige Verkehrsader für Lebens­mittel zwischen den fruchtbaren Gebieten des Levante und dem oberen Mesopotamien neu. Krieg und Frieden folgen aufeinander. Leider nahm die Geschichte der Brücke 2013 ein abruptes Ende, als sie im Bürgerkrieg von der Freien Syrischen Armee gesprengt wurde.

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