Kopf­los im Wal­lis

Kolumne

Publikationsdatum
26-03-2015
Revision
08-10-2015

Am 11. März 2012 nahm das Schweizer Stimmvolk die Initiative über die Beschränkung des Zweitwohnungsbaus mit einer knappen Mehrheit von 50.63% an. Dabei variierten die Ergebnisse in den einzelnen Kantonen stark – während die Städter der Initiative weitgehend zustimmten, sahen die Bergkantone ihre Lebensgrundlage entschwinden. Von einem neuen Röstigraben war die Rede, gegen­seitig warf man sich mangelndes Verständnis für die Bedürfnisse des jeweils anderen vor.
Seit Anfang März arbeiten die ­Parteien an der Umsetzung, und überraschenderweise zeichnet sich ein Kompromiss, ein Aufeinander­zugehen der Hardliner ab. Woher das plötzliche Einfühlungsvermögen rührt? So genau weiss man es nicht. Sicher aber ist, dass im Saas­tal, nahezu unbemerkt vom Rest der Schweiz, eine subtile Identifikationsinitiative stattgefunden hat. Wie das obige Bild vom Dorfplatz in Saas-­Almagell zeigt, darf sich hier jeder Üsserschwiizer einmal als Walliser fühlen, als Saaser, als Hotelier, ja sogar als Skirennfahrerin. Mehr Identifikation mit der Gefühlswelt eines Berglers ist kaum möglich. Das Ganze kommt teilweise etwas kopflos daher? Nun ja. Die Ästhetik? Einverstanden. Aber der Wirkungsgrad? Unübertroffen.

Tags

Verwandte Beiträge