Kon­junk­tur: Op­ti­mis­mus mit Fra­ge­zei­chen

Konjunktur- und Geschäftslage im Projektierungssektor IV/2016

Die Herbstprognose der Konjunkturforschungsstelle (KOF) an der ETH Zürich sieht für das kommende Jahr eine weitere Wiederbelebung der Weltwirtschaft und damit auch die Zunahme der Nachfrage nach Schweizer Waren und Dienstleistungen.

Publikationsdatum
17-11-2016
Revision
17-11-2016

ie Rahmenbedingungen für die schweizerische Wirtschaft scheinen sich laut KOF zusehends zu verbessern. Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt soll 2018 spürbar werden. Wenig Lichtblicke sieht das KOF dagegen im Konsumsektor, trotz positiv zu erwartender Einkommensentwicklung der Haushalte. 

Es wird zwar gebaut, doch für wen?

Das KOF erachtet die Investitionsneigung für 2016 in der Privatwirtschaft als verhalten und rechnet trotz attraktiven Finanzierungs­bedingungen mit einer Stagnation der Bauwirtschaft. Das Baublatt beurteilte die Bauinvestitionen im Sommer als flau. Grosse Ausnahme ist der Wohnbau. Gemäss den Experten der Credit Suisse scheint die Planung neuer Mietwohnungen keine Grenzen zu kennen. Grund ist der weiter andauernde Anlagedruck: Weil Immobilien relativ zu den meisten anderen langfristigen Anlagen weiterhin attraktiv zu sein scheinen, werden rege neue Mietwohnungsprojekte geplant. Der aktuelle Verlauf der Baugesuche lässt die Vermutung zu, dass die Bewilligungen steigen werden. Gleichzeitig steigt laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) seit längerer Zeit die Leer­woh­nungs­quote in der Schweiz an. Es darf gemutmasst warden, dass wohl in ­einigen Segmenten und Regionen mangels Anlagealternativen auf Vorrat gebaut wird.

Im Immobilienmarkt lauern Gefahren

Während die Prognoseinstitute grundsätzlich positive Signale ausmachen, vernahmen die Zuhörer an einer Tagung des Instituts für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern im August auch ­negative Aspekte. Experten aus ­Banken- und Immobilienkreisen äusserten sich kritisch zum Zustand des hiesigen Hypothekarkreditmarkts. Im hochpreisigen Wohnbausegment hat sich die Situation zwar weitgehend entschärft. Im Fokus steht dafür nun die weiterhin starke Nachfrage nach Wohneigentum im mittleren Segment. Die Nachfrage trifft auf ein nach Expertenansicht überteuertes Angebot. Tatsächlich sind die Immobilienpreise in den letzten zehn Jahren teils enorm gestiegen. Die Preisentwicklung wird nicht als nachhaltig beurteilt, daher scheinen Preisrückgänge gut möglich. Zwar erscheint das Risiko einer schmerzhaften Korrektur momentan nicht als vordringliches Szenario, dennoch gilt es, den Immobilienmarkt im Auge zu behalten.

Projektierungsbüros blicken positiv in die Zukunft

Die positiven Aussichten der Herbstprognose des KOF spiegelt sich gemäss der aktuellen KOF-Quartals­erhebung auch im Planungssektor. Die Geschäftslage wird als gut bewertet und liegt damit seit dem Sommer 2015 auf konstant hohem Niveau. Erstmals seit Ende des Jahres 2014 gibt es sogar wieder mehr Büros, die von einer Verbesserung der Geschäftslage im kommenden halben Jahr ausgehen (12 %), als Unternehmen, die eine Verschlechterung erwarten (7 %).

Optimistische Architekten

In den vergangenen drei Monaten hat sich die Geschäftslage der Architekturbüros zum ersten Mal seit über drei Jahren verbessert. Auch die Einschätzung der Nachfrage, der Leistungserbringung, des Auftrags­bestands, der Ertragslage und der Wettbewerbsposition sendet zurzeit positive Signale. Die sich füllenden Auftragsbücher sind insbesondere auf den Wohnbau und den öffentlichen Bau zurückzuführen. Im aktuellen Quartal haben sich die öffentlichen Bausummen verbessert und damit die Abwärtstendenz des letzten Jahres vorläufig beendet. Der industriell-­gewerbliche Bau befindet sich jedoch nach Einschätzung der Architekten weiterhin im Rückgang.

Ingenieurbüros bewegen sich seitwärts

Im Gegensatz zu den Architek­tur­büros verbessert sich die Geschäftslage der Ingenieurbüros nicht, sondern bewegt sich weiterhin seitwärts. Allerdings hat sich die Auftrags­situation deutlich verbessert. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer verbucht sich füllende Auftragsbücher, vor drei Monaten war es noch ein Sechstel der Ingenieurbüros. Insgesamt verbessert sich die Einschätzung der Bausummen jedoch nicht weiter. Zwar melden auch die Ingenieure eine Verbesserung der Wohnbausummen, allerdings ist die positive Entwicklung der öffentlichen Bausummen aus den Vorquartalen beendet. Dennoch hellen sich die Erwartungen hinsichtlich der Geschäftslage im nächsten halben Jahr auf.

Zum Zeitpunkt des Redaktions­schlusses war das Wahlergebnis der US-Präsidentschaftswahlen noch nicht bekannt.

Die Konjunkturumfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) für den Projektierungssektor ist eine Befragung von freiwillig teilnehmenden Schweizer Architektur- und Ingenieurbüros. Die Fragebögen bestehen aus Einschätzungen hinsichtlich der jüngst vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Geschäftsaktivitäten.

Wer an der Umfrage teilnehmen möchte, kann den Fragebogen online unter http://survey.kof.ethz.ch beantworten. Sie können die Online-Umfrage unverbindlich testen.

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