In­ter­na­tio­na­le In­ge­nieurs­kunst im Me­tall­bau

Swissbau 2014

Ein Schaulaufen des aktuellen Stahlbaus präsentierte die Schweizerische Metall-Union SMU in der Swissbau-Arena. Ein führender Global Player und ein nationaler Leader spannten einen Fächer von faszinierenden Stahlbauprojekten auf – wobei sich zeigte, dass der hiesige Stahlbau zwar nicht quantitativ, aber qualitativ international durchaus konkurrenzfähig ist.

Publikationsdatum
27-01-2014
Revision
01-09-2015

Zu den Global Players zählt das international tätige Ingenieurbüro Arup mit 11.000 Mitarbeitenden in 40 Ländern. Bekannt geworden ist das Unternehmen durch seine Mitarbeit an Grossprojekten wie das Opernhaus in Sydney und das Centre Pompidou in Paris oder das Olympische Stadion in Peking und das Swiss Re Headquarter «The Gerkin» in London.

Burkhard Miehe, Leiter der Tragwerksplanung bei Arup in Deutschland, stellte anhand von eindrücklichen Fotos weitere Projekte vor, die die Leistungsfähigkeit und Flexibilität des modernen Stahlbaus demonstrieren. Darunter der Canton Tower in China, mit rund 600m eines der höchsten Bauwerke der Welt. Der Turm fasziniert vor allem durch seine aufgelöste äussere Tragkonstruktion, die an die legendären filigranen Türme und Masten des russischen Ingenieurs Pawel Schuchow erinnert.

Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Konstrukteure der Sicherheit gegen Taifune und Erdbeben, die unter anderem mit Modellversuchen auf dem Rütteltisch verifiziert wurde. Angesichts der Höhe und Schlankheit der Konstruktion sind die Schwingungen bei Wind- und Erdbebeneinwirkungen eine zentrale Herausforderung, der mit aktiven Dämpfungselementen begegnet wird.  

In der Schweiz bekannt ist das Paul Klee Zentrum in Bern. Das Bauwerk mit seinen charakteristischen wellenförmig geschwungenen Dachträgern präsentierte Burkhard Miehe als hervorragendes Beispiel für das «konsequente Qualitätsverständnis in jedem Detail» der Schweizer Metallbaufirmen.

Beispiel «The Chedi»

Lokal verankert, national bekannt, aber nicht minder innovativ sind Roffler Ingenieure in Malans. Geschäftsführer Corsin Roffler zeigte am Projekt der Hotelvorfahrt zum «The Chedi» in Andermatt, dass Stahlbau heute zu einem grossen Teil auch Glasbau bedeuten kann, eine Herausforderung für Ingenieure und Metallbauer. Bei der 10m breiten und 13m langen Stahl-Glas-Konstruktion aus 5fach-VSG (Verbundsicherheitsglas) sind nicht nur die Säulen – was schon ungewöhnlich genug ist -, sondern auch die Verbindungselemente, soweit technisch möglich, aus Glas gefertigt. Eine zusätzliche Erschwerung war auch die für die Dimensionierung geforderte Schneelast von 2.5m Nassschnee, was über die ganze Fläche eine Last von 130t ergibt. 

Der Nachwuchs fehlt

An der anschliessenden, vom Präsidenten der Schweizerischen Metall-Union Arno Marquart moderierten Podiumsdiskussion wurden einerseits die hinlänglich bekannten Unterschiede in der Baukultur der verschiedenen Länder und anderseits die Mitwirkung der Tragwerksplaner an der Gestaltung thematisiert. Umberto Colicchio von der Schweizerischen Metall-Union sagte abschliessend, wo die Metallbauer in der Schweiz der Schuh heute mehr drückt: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften erfordert trotz dem guten Bildungslevel auf allen Stufen Gegenmassnahmen. Gemäss Burkhard Miehe ist dieses Problem in Deutschland dank den Fachkräften aus den neuen Bundesländern und aus Osteuropa nicht gravierend.

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