In­ge­nieu­re in die Po­li­tik!

Berufspolitik − Status der Ingenieurberufe

Die mässige gesellschaftliche Anerkennung der Ingenieurberufe in vielen Ländern Europas schmälert die Attraktivität des Berufs und die Bereitschaft, Ingenieurleistungen adäquat zu honorieren. Eine Arbeitsgruppe der FEANI sammelt Empfehlungen, um Abhilfe zu schaffen.

Publikationsdatum
16-11-2017
Revision
16-11-2017

Die Fédération Européenne d’Associations Nationales d’Ingénieurs (FEANI), in der SIA und Swiss Engineering das Schweizer Nationalkomitee bilden, hat 2016 eine international zusammengesetzte Task Force zum Thema «Professional Status of Engineers in Europe» eingesetzt mit dem Auftrag, Empfehlungen für eine verbesserte Wertschätzung und grössere gesellschaftliche Wahrnehmung der Ingenieurberufe zu formulieren. Denn hieran mangelt es in vielen Ländern, was etwa in den Augen von Schulabgängern die Attraktivität von ­Ingenieurberufen mindert. Inter­essant dabei ist, dass der Hand­lungsbe­darf je nach Land in Europa ziemlich unterschiedlich ist. Die Arbeitsgrup­pe hat dennoch fünf länderübergreifend gedachte Empfehlungen ausgesprochen:

1. Die Ingenieurverbände sollen ihre Mitglieder auf die Notwendigkeit einer kontinuierlichen beruflichen Weiterbildung (CPD – Continuous Professional Development) hinweisen und diese nach Kräften fördern.
Für die Schweiz sieht das Nationalkomitee FEANI hierzu einen gewissen Handlungsbedarf. Die laufenden Weiterentwicklungen bei Materialien und Arbeitsmethoden wie auch neue Themen wie Digita­lisierung und etwa die «Energiestrategie 2050» setzen eine kontinuierliche Weiterbildung voraus, um als Unternehmen und auch als Ingenieurin resp. Ingenieur à jour und damit wettbewerbsfähig zu sein.

2. Ingenieurverbände sind gut be­raten, politische Karrieren ihrer Mitglieder zu fördern und so dazu beizutragen, dass Anliegen und ­Perspektive der Ingenieurinnen und Ingenieure in politischen Gremien berücksichtigt werden.
Das Nationalkomitee FEANI erkennt diesbezüglich in der Schweiz ein Verbesserungspotenzial. Andere Berufsgruppen, die in der Politik deutlich präsenter sind, machen vor, wie aktive Lobbyarbeit aussieht. Die beiden Verbände SIA und Swiss ­Engineering STV sind aufgefordert, Mitglieder aus ihren Kreisen zur Übernahme politischer Ämter zu ermutigen und diese nach Möglichkeit auch zu unterstützen (z. B. Wahl­empfehlungen, Bereitstellen von Plattformen wie Podien, Zeitschriftenartikel usw.).

3. Die Ingenieurverbände müssen aktiver für ihre Interessen einstehen.
Auch hierzu ortet das Natio­nalkomitee FEANI in der Schweiz ein Verbesserungspotenzial. Dabei solle je nach Themen mit anderen Anspruchsgruppen kooperiert werden. Mehr Beteiligte mit analogen Inte­ressen haben mehr Energie und dadurch oft auch mehr Wirkung.

4. Ingenieurverbände sollen sich dafür stark machen, dass der Praxis­bezug in der Ingenieurausbildung gestärkt wird.
Hier erachtet das Nationalkomitee FEANI den Handlungsbedarf in der Schweiz als gering: Besonders an den Fachhochschulen, zunehmend jedoch auch an Hochschulen wird im Studium auf einen intensiven Praxisbezug geachtet.

5. Ingenieurverbände sollten verstärkt Einfluss nehmen auf die Inhalte von Ingenieurausbildungsprogrammen.
Hier beurteilt das Nationalkomitee FEANI den Handlungsbedarf in der Schweiz ebenfalls als gering. Gemäss Feedback arbeiten die Studiengangsleitenden und die Praxis schon heute eng zusammen.

Unabhängig von dem recht unterschiedlichen Handlungsbedarf in den einzelnen europäischen Ländern lässt sich verallgemeinern: Sowohl die Berufsverbände als auch die Ingenieure und Unternehmen können mit gezielten Massnahmen selbst einen wesentlichen Beitrag zur Anerkennung der Ingenieur­tätigkeit leisten. Wichtig dabei ist ein kontinuierliches Engagement auf allen Ebenen.


FEANI – Europäischer Dach­verband nationaler Ingenieurvereinigungen

Vertreten in der Fédération Européenne d’Associations Nationales d’Ingénieurs (FEANI) sind 34 Länder mit ca. 4 Millionen Ingenieurinnen und Ingenieuren. Ziele der FEANI sind, die Ingenieure in Europa zu vernetzen, Plattformen zu bieten für den Austausch von Erfahrungen, Lobbying für die Interessen der Ingenieure sowie auch die Förderung der Mobilität.
www.feani.org

Nationalkomitee FEANI
Pro Land kann nur eine Organi­sation Mitglied der FEANI sein. Der kleine Dachverband «Nationalkomitee FEANI» mit den beiden Mitgliedern SIA und Swiss Engineering STV bildet das Bindeglied zur europäischen FEANI.

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