Im­mer Är­ger mit dem Fuss­gän­ger

Unvorhergesehenes

Publikationsdatum
25-08-2016
Revision
23-11-2016

Der Eindruck entsteht schnell, dass man sehr viel Zeit mit Warten an der Kasse, an der Strassenkante oder am Perron verplempert. Doch ist es dann so weit, eilt es urplötzlich – der Hintermann drängelt bereits und will seinerseits nicht länger warten. Oft sind es auch auf die Zehntel­sekunde getimte ­Maschinen, die den Stadtalltag auf Eiltempo halten: Warum haben Schiebe- oder Lifttüren die schlechte Angewohnheit, sich jeweils genau vor unserer Nase zu schliessen? Oder weshalb fährt der Bus los, obwohl doch eben erst der letzte Pendler ausgestiegen ist?

Ganz sicher aber ein Feind der Flaneure ist das Lichtsignal. Kaum hat man die Strassenmitte erreicht, schaltet die Ampel auf Orange und noch schneller auf Rot. Tatsächlich ist der Begriff «fussgängerfreundliche Lichtsignalanlagen» kein verunglückter Pleonasmus, sondern Gegenstand der Verkehrsforschung. Letztes Jahr wurde das niederschmetternde Ergebnis präsentiert: Die Fachleute, die die Steuerprogramme schreiben, haben wenig Ahnung, wie man sich zu Fuss im Stadtverkehr bewegt, oder tauschen sich kaum mit sachkundigeren ­Experten aus, obwohl deren Büros in derselben Verwaltung angesiedelt sind.

Mir bleibt bloss der Trost, dass ich kein überdurchschnittlich ­langsamer Fussgänger bin.

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