Hun­ger im Han­gar

Kolumne

Publikationsdatum
27-08-2015
Revision
10-11-2015

Neunaugen, Moosbeeren, Kvass, Schweineschnauzen, Birkensaft, Kümmelkäse und Hanfbutter. Berge von Erdbeeren und riesige Karpfenhälften. Und Dill. Dill in solchen Mengen, dass dafür wohl ganze Felder abgeerntet werden mussten. Der Zentralmarkt in Riga bringt die gemeine Touristin spielend an die Grenzen der Reiz­überflutung. 

Allein schon die schiere Grösse ist be­­eindruckend: Fünf Hallen und eine Aussenfläche bieten auf gut 57 000 m2 Platz für über 3000 Marktstände. Die Tonnendächer der Hallen waren einst Bestandteil zweier Luftschiffhangare im ­süd­lettischen Vaiņode – nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zerlegt und dienen nun schon seit 1930 kulinarischen statt militärischen Zwecken. Damals galt der «Centrāltirgus» als der modernste und grösste Markt Europas.

Und so stehe ich da inmitten der ganzen fremden Spezialitäten, die im besten Fall auf Lettisch, im weniger guten auf Russisch und im schlimmsten Fall gar nicht ausgeschildert sind. Mir bleibt nur, auf etwas besonders Verlockendes in der Auslage zu zeigen, «das da, bitte» zu murmeln und zu hoffen, dass ich mich mit dem Geschmack meiner Entdeckung anfreunden kann. Notfalls gibt’s auch saure Gurken. Die schmecken immer.

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