Holz und Brand­schutz – Neue Vor­schrif­ten be­din­gen ak­tu­el­les Wis­sen

Holzbautag der BFH-AHB in Biel

Seit geraumer Zeit erfolgen Lockerungen im Bereich Brandschutz. Dem Holzbau kommt dabei eine Vorreiterrolle zu. Was hier zum Standard wird, bewirkt auch bei Stahlbau oder Massivbauweise neue Konzepte. Die seit Januar 2015 geltenden neuen Vorschriften zum Brandschutz erweitern die Möglichkeiten für das Bauen mit Holz merklich. Der Holzbautag in Biel bot dazu einen umfassenden Überblick.

Publikationsdatum
26-05-2015
Revision
01-09-2015

Für den Holzbau bewirkt das Inkrafttreten der neuen Brandschutzvorschriften der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) ein einschneidend neues Kapitel. Die bereits breiten Möglichkeiten für das Bauen mit Holz sind noch vielfältiger geworden. Der Holzbau ist damit gegenüber andern Materialien noch konkurrenzfähiger geworden und kann seine Stärken als präzise, leichte und trockene Montagebauweise künftig in allen Bereichen voll ausreizen.

Neue Vorschriften: so gut wie nötig

Seit Ende der 1990er-Jahre haben sich die Brandschutzkonzepte für Holzbauten schrittweise in Richtung Liberalisierung bewegt. Treibende Kraft war dabei die Lignum (Holzwirtschaft Schweiz). Gemeinsam mit den zuständigen Behörden wurden nach und nach die Vorschriften angepasst und neu formuliert.

Neue Erkenntnisse bezüglich der Brandsicherheit von Holzbauten haben zu einer neuen Beurteilung der Holzanwendung geführt. Die ab Beginn 2005 geltenden Brandschutzvorschriften galten nun landesweit und berücksichtigten die europäischen Regeln für das Bewerten der Bauteile. Damit wurden erstmals  sechsgeschossige Wohn-, Büro- und Schulbauten in Holzbauweise mit Standard-Brandschutzkonzepten möglich. Bis 2014 wurden in der Schweiz denn auch gegen zweitausend mehrgeschossige Wohn-, Schul- und Verwaltungsbauten mit einem Tragwerk aus Holz erstellt.

Die nun seit Beginn 2015 geltenden neu gefassten Vorschriften beruhen auf der Überlegung, den Sachwertschutz auf eine wirtschaftliche Optimierung auszurichten. Neu gilt die Devise, die Brandschutzvorschriften nicht mehr «so gut wie möglich» sondern «so gut wie nötig» zu formulieren. Damit im davon klar abgegrenzten Personenschutz das Sicherheitsniveau gewährleistet bleibt, gilt künftig bei speziellen Gebäuden ein System zur Qualitätssicherung. Die Erleichterungen aus den neuen Brandschutzvorschriften wirken sich auch auf die Baukosten aus – sie dürften merklich sinken.

Zahlreiche Länder Europas haben aufgrund technologischer Fortschritte und dank dem Wissen aus Forschung und Entwicklung ihre Vorschriften bezüglich Brandschutz ebenfalls angepasst. Bisher geltende Einschränkungen entfallen und damit die für den Holzbau teils komplizierten Regelungen für Planung und Ausführung. Holz ist zum Baustoff ohne Sonderregelungen geworden. Für das Holz eröffnen sich so neue Perspektiven. 

Immenses Interesse  

Die oben skizzierten Neuerungen waren Thema des zweisprachig geführten Fachanlasses am 21. Mai 2015 in Biel. Rekordverdächtige 500 Fachleute folgten den Ausführungen zu den technischen, gestalterischen und gesetzgeberischen Themen des Holzbautags. Dabei wurde deutlich, dass der Brandschutz alleine nicht matchentscheidend für einen nachhaltigen Erfolg der Holzbauweise ist. Auch in weiteren Bereichen, so etwa bei Fragen zum Schallschutz, sind künftig innovative Lösungen gefragt.

Zwar besetzt der Holzbau für Tragwerke bei mehrgeschossigen Bauwerken mit rund 7 % Anteil am gesamten Volumen erst eine Nische. Dies kann sich künftig  ändern, denn für Bauträger und Planer ergeben sich nun völlig neue Perspektiven. Das verpflichtet aber auch zu einer umfassenden Sichtweise bezüglich Komfort, Nutzwert, Dauerhaftigkeit und Sicherheit von Holzbauten. Forschung und Baupraxis sind hier gleichermassen gefordert.

Wesentlich sind klare Ziele bezüglich des technisch und wirtschaftlich Sinnvollen und Machbaren im Holzbau. Die Entwicklung der Rahmenbedingungen wurde durch die verbandsübergreifende Dachorganisation Lignum gesamtheitlich koordiniert. Qualität kam dabei vor Quantität, die vorhandenen Mittel und Ressourcen konzentrieren sich auf das Wesentliche. Die Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen hat einen hohen Stellenwert, ebenso die zielgerichtete Forschung und Entwicklung mit direktem Bezug zur Praxis. Und mitgeholfen hat zudem die Tendenz hin zur 2000-Watt-Gesellschaft.

Weitere Informationen zu Brandschutz und Holz: 
http://www.lignum.ch/holz_a_z/brandschutz/

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