Hölz­lein bieg dich

Die Ausstellung «Wood Loop» im Gewerbemuseum Winterthur befasst sich mit der Biegbarkeit von Holz. Ein Teil der Ausstellung widmet sich dem Einschneideverfahren «Dukta», der andere zeigt verschiedene Verfahren zur Produktion und Verarbeitung von Formholz und vermittelt mit Exponaten aus Architektur, Kunst und Design das Potenzial dieses Materials.

Publikationsdatum
19-12-2012
Revision
25-10-2015

Ein flexibler und biegbarer Holzteppich begleitet die Besucher die Treppen des Gewerbemuseums Winterthur hinauf zur Ausstellung «Wood Loop», die noch bis April 2013 zu sehen ist. «Der Läufer» nennt sich dieses Objekt der Textildesignerin Annette Douglas aus Wettingen, das an einen riesigen Holzwurm erinnert. Es ist eine von sieben Arbeiten, die Gestalterinnen und Gestalter aus den Bereichen Architektur, Design und Kunst unter dem Titel «Atelier dukta» eigens für die Ausstellung geschaffen haben. Im Vordergrund stand das Ziel, die konzeptionellen und technischen Möglichkeiten des «Dukta»-Verfahrens auszuloten und zu erweitern. Dukta ist eine Einschneidetechnik, mit der Holz und Holzwerkstoffe biegbar gemacht werden. Die  Anordnung von Schnitten in verschiedenen Längen, Abständen und Breiten macht das Holz flexibel – schwächt es aber gleichzeitig auch. Die Einschnitte erfolgen ein- oder zweiseitig. Die Bezeichnung Dukta lehnt sich an die Begriffe Duktilität (Dehnbarkeit) und Duktus (Manier) an. Für ihren Holzteppich hat Annette Douglas mit Nussbaum furniertes Birkensperrholz nach dem «Dukta sonar»-Verfahren mit regelmässig angeordneten Einschnitten bearbeitet. 

Ein anderes Projekt ist die szenografische Umsetzung «Dancing Columns» der Zürcher Designer Carmen und Urs Greutmann vom Designstudio Greutmann Bolzern: drei 2.60m hohe deformierte Säulen aus schwarzen MDF (Mitteldichte Holzfaserplatten), deren obere Enden zu einer Ellipse geformt sind und die sich um sich selbst drehen. Die gleichmässigen, pulsierenden Bewegungen der Säulen erinnern an die Fortbewegungsart von Quallen. LED im Inneren betonen die Einschnitte und projizieren das Schnittmuster auf den Boden.  

Dukta in der Architektur

Dukta eröffnet neue gestalterische Möglichkeiten in der Architektur, denn wegen ihrer Wellenstruktur sind die Elemente sehr schallabsorbierend. Nach Angaben der Erfinder Serge Lunin und Christian Kuhn erzielen Dukta-Akustikwände und -decken so hohe Schallabsorptionswerte wie sie mit anderen Produkte nur in einzelnen Frequenzenbereichen erreicht werden. Für den gesamten hörbaren Bereich von 100 bis 5000Hz werden gemäss Messungen der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa konstant hohe Schallabsorptionsgrade von mindestens 0.8 erzielt. Andere Produkte weisen für tiefe Frequenzen unter 250Hz und auch für hohe Frequenzen oberhalb 1000Hz signifikant tiefere Schallabsorptionswerte auf. Damit macht Dukta das bisher übliche Kombinieren unterschiedlicher Produkte (Hochton-, Mittelton- und Tieftonabsorber) überflüssig. 

Im umgebauten Pflegezentrum Bombach in Zürich dient ein Dukta-Paravent aus schwarzen MDF als Sichtschutz und Raumtrenner im Aufbahrungsraum. 

Holz und Möbel

Der zweite Bereich der Ausstellung zeigt verschiedene Varianten von geformtem Holz: Alphörner, Geigen und Gebrauchsobjekte illustrieren die Geschichte der Verfahren. Dargestellt wird der Einfluss von Designern wie Michael Thonet, Alvar Aalto oder Charles und Ray Eames auf die heutige Formholzproduktion. Aus ihrer Arbeit entstanden einige der bekanntesten industriell produzierten Holzmöbel. Als Beispiel für geformtes, schichtverleimtes Sperrholz dient der Freischwinger von Alvar Aalto. Diesen Klassikern stehen zeitgenössische Interpretationen von Johannes Hemann oder breadedEscalope aus Wien. Im Werkstattbereich der Ausstellung können die Besucher selber mit Dukta und anderen Biegeverfahren experimentieren. Der Raum ist mit einer Laserschneidemaschine für die Holzbearbeitung und mit weiteren Gerätschaften ausgerüstet. 

Verwandte Beiträge