Glücksspiel und Kühe
Schöner hätte es eine Raumplanung auch nicht hinbekommen. Am Zürcher Sihlufer liegt erst die Börse, ein Stück flussabwärts folgt das Casino. Spekuliert wird hier wie dort, und steuerfreie Gewinne lassen sich an beiden Orten erzielen. Geht es an der Börse «den Bach hinab», kann man flussabwärts im Casino, das auch einer AG gehört, einfach weiterzocken. Stellt die Lage der Bauten in Fliessrichtung etwa ein in der Topografie abgelegtes Bildnis dar? Geht es oben abwärts, macht man unten einfach lustig weiter. Nur nicht gross nachdenken. Bald wird dieses Bild aber Vergangenheit sein. Die Börse zügelt 2017 in den Hard Turm Park.
Doch vielleicht ist der neue Standort an der Pfingstweidstrasse auch schon ein Sinnbild für Zukünftiges? Eine «Pfingstweid» wurde früher zu Pfingsten erstmals im Jahr bestossen, sprich, das Vieh durfte sich dort dann mit fettem Gras anfressen. Sollen am neuen Platz die Aktien, diese verehrten, heiligen Kühe der Gegenwart, gemästet werden? Gross und stark sollen sie werden, wie ein Stier, ertragreich wie eine Milchkuh. Ein kugelrunde Kuh kann aber auch nur gebläht sein. Eine einzige Blase sozusagen, mit wenig Substanz. Hoffentlich werden sich zukünftig an der Pfingstweid keine Pfingstochsen tummeln. Diese endeten des Öfteren auf einer Bank – der Schlachtbank.