Gemeinschaftskraftwerk Inn
Editorial
Ein Lückenschluss wird in den meisten Bereichen positiv aufgenommen. Politiker strahlen in Kameras, wenn sie etwa bei neuen Verkehrswegen das Band durchschneiden dürfen. Schliesslich soll von nun an alles besser laufen. Bei Laufwasserkraftwerken sieht das schon etwas anders aus. Einsprachen, Beschwerden und Proteste sind hier vorprogrammiert, mehr noch als im Verkehr. Das Gemeinschaftskraftwerk Inn – das grösste Flusskraftwerk, das derzeit in den Alpen entsteht und eine Kraftwerkslücke im Grenzgebiet Schweiz-Österreich schliesst – bildet da keine Ausnahme. Gemäss den Projektleitern Franz Gappmaier und Christian Schlatter ist die Resonanz gegenüber dem Projekt seit Baubeginn aber bedeutend positiver geworden. Negative Stimmen im Umfeld der Kraftwerksbaustelle seien praktisch verstummt. Dafür haben sich die am Bau Beteiligten mit vielfältigen anderen Unannehmlichkeiten herumzuschlagen: Unternehmerwechsel, Baustellenflutung, Eigentümerwechsel, geologische Unwägbarkeiten – Grossprojekte bergen mitunter allerhand Tücken.
Bis die Turbinen ihren Betrieb aufnehmen können, dauert es zwar nun etwa zwei Jahre länger als anfänglich geplant, und es wird teurer, aber am Ende werden auch hier Personen des öffentlichen Lebens für die Kameras stillhalten. Wünschen wir gutes Gelingen, denn auch wenn aus Sicht der Umwelt bei der Wasserkraft nicht alles eitel Sonnenschein ist – den Strom, den sie produziert und den wir alle verbrauchen, nehmen wir meist ohne Zögern entgegen.
Lesen Sie weiter:
• Ein Glied in der Kette
• Verstromter Schwall