«Ge­mein­sam ist die Idee der idea­len Stadt»

Im Mai sticht das Architekturschiff von TEC21 und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in See. TEC21 sprach mit Organisator Marc Meyer über die Sehnsucht nach mehr Poesie in der Architektur und das Erbe Aldo Rossis.

Publikationsdatum
18-03-2015
Revision
06-10-2015

Der berufsbegleitende Bachelorstudiengang Architektur der ehemaligen Hochschule für Technik Zürich HSZ-T wurde 2012 in die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW integriert und läuft 2016 aus. Aus diesem Anlass entstand die Idee einer abschliessenden Architekturkreuzfahrt für die Studierenden und interessierte Berufsleute. TEC21 begleitet den Anlass publizistisch und wird mit einer offenen Redaktion an Bord sein. Was die Reisenden inhaltlich erwartet, erklärt Marc Meyer im Interview. 

Die Kreuzfahrt führt auf den Spuren des Römischen Reichs um den italienischen Stiefel. Wo liegen die Themenschwerpunkte?
Marc Meyer: Auf der Reise bewegen wir uns innerhalb eines Dreiecks aus drei architektonischen Strömungen: Auf der einen Seite stehen die Rationalisten, vis-à-vis davon die Traditionalisten und als dritter Pol die Symbolisten. Im Zentrum steht Aldo Rossi, die wichtigste Person in der Architekturszene der vergangenen Jahrzehnte in der Schweiz. Der Bezug zum aktuellen Geschehen ergibt sich auch aus einem Phänomen wie der Zeitschrift «San Rocco», die sich stark auf Rossi bezieht. Das Rossi-Phänomen ist also auch im europäischen Kontext relevant. Diesen drei Polen nähern wir uns über die einzelnen Reiseziele an, den Symbolisten und ihrer architettura metafisica beispielsweise in Sabaudia. Vorlesungen an Bord erläutern die architekturhistorischen und -theoretischen Aspekte (vgl. Info unten). Anschliessend lassen sich die Thesen vor Ort überprüfen – in der Hoffnung, dadurch Positionen der aktuellen Architekturdebatte besser zu verstehen. 

Wo ergibt sich dabei thematisch die Anbindung zum anderen grossen Thema der Region, dem Römischen Reich?
Marc Meyer: Die Gemeinsamkeiten liegen für mich in der Idee einer idealen Stadt, die viel mehr eine Weltanschauung ist als eine rein bauliche Struktur. So ist beispielsweise der Diokletian-Palast im kroatischen Split, ebenfalls ein Reiseziel, als ideale Stadt realisiert worden. Hier kann man wiederum eine Verbindung zu den Symbolisten in Sabaudia herstellen.

Lässt sich aus den verschiedenen Stadtkonzepten etwas für das Heute lernen?
Marc Meyer: Es geht zunächst vor allem darum, sich zu verorten, die verschiedenen Phänomene verbinden zu können. Will man sich heute als Architektin, als Architekt positionieren, kommt man mit diesen drei Strömungen relativ weit. 

Wir stellen fest, dass es zunehmend auch jüngere Architekturbüros gibt, die Elemente der analogen Architektur verwenden. Gibt es eine Sehnsucht nach mehr Poesie in der Architektur?
Marc Meyer: Das Atmosphärische oder die ambiente, wie Rossi es nannte, sind heute bekannte Begriffe, die durch verschiedene Publikationen über die Jahre hinweg auch weiter angereichert wurden. Daneben gibt es aber noch eine Bewegung, eine Sehnsucht nach Realismus. Ein Realismus, der sich gegen die Abstraktion wendet und sich abheben möchte von der Postmoderne: Eine Wand ist eine Wand, kein Text mit einem Subtext und noch einem zweiten oder dritten. Die literarischen Herangehensweise funktioniert in der Architektur nicht. Die Physis, das Reale ist stark. In diesem Sinn denke ich, ja, es gibt eine Sehnsucht, die Materialität in den Vordergrund zu stellen. 

Lesereise ZHAW / TEC21
 

Die Reise wird von der ZHAW und TEC21 in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Architectour durchgeführt. 
 

Datum:
9.–15. Mai 2015

Reiseroute:
Venedig – Split – Sorrent – Rom – Bonifacio – Nizza

Referentinnen und Referenten:
mit Vorträgen unter anderem zu den pontinischen Städten, der Mostra Oltremare in Neapel, dem historischen Kontext der faschistischen Architektur und Stadt sowie den Spuren der rationalistischen Architektur bis in die Gegenwart. –
Prof. Dr. phil. Aram Mattioli
Professor für Geschichte an der Universität von Luzern
–Dr. Ing. M.A. Daniela Spiegel, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bauhaus-Universität Weimar
–Dipl. Arch. Judith Hopfengärtner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich
–Prof. Dipl. Arch. Marc Meyer, Leiter Bachelorstudiengang Architektur berufsbegleitend an der ZHAW (ehemals HSZ-T)
–Tina Cieslik, Redaktorin Architektur/Innenarchitektur TEC21
–Danielle Fischer, Redaktorin Architektur TEC21
–Marko Sauer, Redaktor Architektur/Wettbewerbe TEC21

–Unterhaltung:
Lea Lu, Sängerin und Songwriterin  Preise 7-tägige Kreuzfahrt

Vollpension:
ab 1390.– Fr.
 

Weitere Informationen: www.architectour.ch


Ihre Ansprechpartnerin für eine Buchung für das Architekturschiff ist Frau Ursina Gutknecht.
ursina.gutknecht [at] architectour.ch
Telefon: +41 52 235 10 00
 

Jetzt buchen! Zwei Drittel der Plätze sind bereits belegt.

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