For­schungs­pro­jekt «Rhei­nes Was­ser» - ers­te Er­geb­nis­se

Im Rahmen des 7. hansgrohe-Wassersymposiums stellte Chemie-Professor Andreas Fath vergangene Woche erste Ergebnisse seiner Rhein-Beprobung vor. Er durchschwamm im Sommer 2014 den Fluss von der Quelle bis zur Mündung und nahm täglich Wasserproben. Fazit: Der Rhein sei zwar nicht mehr auf der Intensivstation, aber immer noch Patient.

Publikationsdatum
17-11-2014
Revision
01-09-2015

Die Wasserproben wurden in den letzten Wochen auf rund 600 unterschiedliche Inhaltstoffe untersucht. Stets zeigte sich: Je weiter der Rhein fliesst, desto höher werden die Konzentrationen der nicht abbaubaren Substanzen.

Die Frage war: Ab welchem Rheinkilometer lässt sich welche Substanz finden? Blutdrucksenkende Arzneimittel sind ab Ilanz im Schweizer Alpenrhein nachweisbar, die Konzentration erhöht sich kontinuierlich bis zur Mündung in die Nordsee. Das Antibiotikum Sulfamethoxazol, das bei der Bekämpfung von Harnwegsinfekten und Lungenentzündungen verwendet wird, ließ sich ab der nächsten Tages-Schwimmetappe in Chur nachweisen. Der Betablocker Metoprolol, der insbesondere bei der Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz kommt, konnte ab Konstanz im Bodensee aufgespürt werden. Das Schmerzmittel Diclofenac schließlich war ab Laufenburg am Hochrhein zu finden.

Auch Stoffe, die von den Menschen in grossem Umfang verbraucht werden, finden ihren Weg in die Flüsse, beispielsweise künstliche Süssstoffe, die in Getränken enthalten sind. Sie können in den Kläranlagen nicht komplett abgebaut werden – und so fanden Fath und sein Team Acesulfam und Sucralose im Rhein.
Benzotriazol ist eine Chemikalie, die unter anderem in Spülmaschinen-Tabs Verwendung findet. Dort dient sie als Silberschutz, zudem wirkt sie als Korrosionsschutz in Enteisungsmitteln. Auch sie ist schwer abbaubar und gelangt in grossen Mengen in den Rhein.

Faths Bilanz: Bei den Schwermetallionen konnten stets die Trinkwassergrenzwerte unterschritten werden – egal ob bei Kupfer, Blei, Titan oder Chrom. In anderen Bereichen hingegen sind die Ergebnisse nicht so beruhigend. Nitrate und Phosphate aus Düngemitteln und Gülle aus der Landwirtschaft gefährden das Trinkwasser, da diese bei starkem Regen ohne Rückhaltemöglichkeiten direkt ins Grundwasser gespült werden.

Ziel der künftigen Forschung von Fath wird es sein, Systeme zu entwicklen, die in der Lage sind, diese Substanzen nah an ihrem Ursprungsort zu mineralisieren, um unsere Gewässer gar nicht erst zu belasten. Ein von Fath entwickeltes elektrochemisches Verfahren hat bei perfluorierten Tensiden bereits Erfolge gebracht und könnte auch andere toxische Substanzen unschädlich machen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts «Rheines Wasser» wurden im Rahmen des 7. Wassersymposiums von Hansgrohe in Schiltach (D) präsentiert. Die Veranstaltung stand unter dem Motto «Wassertechnik der Zukunft» und war erneut sehr gut besucht. Neun Experten aus Forschung uns Wirtschaft referierten zur Wassertechnologie im europäischen Kontext. Gemeinsamer Tenor: Auch wenn Mitteleuropa noch nicht unmittelbar von Wasserknappheit betroffen sind, lohnt es sich vorausschauend zu agieren, um vorbereitet zu sein.

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