Fle­der­maus­ver­ste­cke för­dern

Das Jahr 2011 war das europäische «Jahr der Fledermaus»¹. Die Stiftung Fledermausschutz nahm dies zum Anlass, mit der Aktion «10'000 Fledermausverstecke an Brücken, Infrastrukturbauten und Werkhöfen» neue Quartiere zu schaffen.

Publikationsdatum
14-02-2012
Revision
01-09-2015

In der Schweiz sind bis heute 30 Fledermausarten bekannt. Die meisten sind bedroht,
und alle Arten sind bundesrechtlich geschützt. Rund die Hälfte der einheimischen Fledermausarten versteckt sich tagsüber in Gebäudefassaden. 

Unterschlupf wegsaniert

Fledermäuse fühlen sich in Ritzen und Spalten von besonnten Fassaden wohl. Durch energetische Gebäudesanierungen gehen Hohlräume und damit Unterschlupf-
möglichkeiten verloren, auch in Neubauten mit energetisch optimaler Gebäudehülle stehen keine Verstecke mehr zur Verfügung. Diese Entwicklung bedroht die einheimische Fledermausfauna. In industriell vorgefertigten Fledermauskästen können die Tiere aber ein neues Zuhause finden. Doch Hausbesitzer zu motivieren, solche Verstecke einzusetzen, gestaltet sich schwierig: Für viele Menschen sind Fledermäuse fremde Wesen, zudem bestehen Ängste vor Schäden an den Gebäuden. Diese sind jedoch meist unbegründet. Fledermäuse haben keine Nagezähne, graben keine Löcher und bauen keine Nester. Einzig Verunreinigungen durch Kot und Urin oder das abendliche Geschrei grosser Kolonien könnten störend wirken. 

Neue Verstecke schaffen

Die Stiftung Fledermausschutz2 setzt sich dafür ein, Dachstöcke von Kirchen, Schul- und Gemeindehäusern vermehrt wieder zugänglich zu machen. Die Stiftung wollte das «Jahr der Fledermaus» nutzen, um 10 000 neue Verstecke abseits von Wohnhäusern zu schaffen. Sie fokussierte dabei auf Werkhöfe, Brücken, Infrastruktur- und Industriebauten. Hans-Peter Stutz, Geschäftsführer der Stiftung Fledermausschutz, bat im März 2011 die Kantonsingenieure, zu prüfen, wo und in welchem Umfang sie solche Fördermassnahmen realisieren könnten. 

Die Kantone machen mit 

Eine Nachfrage im August 2011 zeigte eine gute Resonanz: Zwar sind auch schon früher punktuell Massnahmen zum Fledermausschutz durchgeführt worden, doch aufgrund der direkten Anfrage im Frühjahr hatten sich sechs Kantone dazu entschlossen, Fleder-
mausquartiere standardmässig bei allen Instandsetzungen zu schaffen. Frühere Massnahmen zeigen, dass dieser Aufwand nicht umsonst ist. An verschiedenen Objekten wie der Sihlhochstrasse (ZH), der Reussbrücke (LU) oder der Pont de Corbières (FR) haben die Tiere ihre neuen Unterkünfte akzeptiert. 
Für die Zukunft wünscht sich Hans-Peter Stutz ein ästhetisch ansprechendes Standardelement für Industriebauten, Werkhöfe oder Brücken, auf das Planende zugreifen können. Damit soll der Aufwand, den Einzellösungen generieren, reduziert und die Bereitschaft, neue Verstecke zu schaffen, erhöht werden.

Anmerkungen

  1. www.yearofthebat.org
  2. www.fledermausschutz.ch

Umweltpreis (sda)


Im Mai 2011 wurde der Fledermausschutz in den Innerschweizer Kantonen mit dem Umweltpreis der Luzerner Albert Koechlin Stiftung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 40 000 Franken dotiert. Um die Vielfalt der fliegenden Säugetiere zu erhalten, sind in der Zentralschweiz im Auftrag der kantonalen Naturschutzfachstellen Fledermausschutzbeauftragte im Einsatz. Ihre Arbeit wurde nun mit dem Umweltpreis gewürdigt. Unterstützt werden sie von rund 100 ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Gemeinsam nehmen sie aufwendige Feldarbeiten wahr, betreuen Quartiere für Fledermäuse, pflegen verletzte Tiere, begleiten Renovationen von Gebäuden mit Fledermausvorkommen und informieren über die Tiere.

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