Eu­ro­päi­sche Nor­mie­rungs­ak­ti­vi­tä­ten zu BIM

Das Europäische Komitee für Normung (CEN) hat 2015 unter Mitwirkung der Schweiz das Technische Komitee CEN/TC 442 BIM gegründet. Dessen Aktivitäten werden ihrerseits Einfluss auf das inländische Normenwerk zu BIM haben.

Publikationsdatum
01-12-2016
Revision
01-12-2016

Bislang hat abgesehen von der ISO 16739, bekannt als IFC-Datenaustauschmodell, keine ISO-Norm aus dem Bereich BIM direkten Einfluss auf die Schweizer Planungs- und Baukultur. Einerseits ist die Schweiz nicht verpflichtet, ISO-Normen zu übernehmen, andererseits beschreiben die vorhandenen Normen Sachverhalte, für die zusätzliche Arbeiten geleistet werden müssen, bis sie für Planende und Ausführende wirksam werden. 

Verbesserung der Interoperabilität

Europäische Normen hingegen haben in der Schweiz Gültigkeit und werden vom SNV respektive vom SIA übernommen. Innerhalb des CEN ist das technische Komitee CEN/TC 442 BIM für die BIM-Thematik verantwortlich. Der Fokus liegt auf einer Verbesserung der Kooperation und dem damit verbundenen Datenaustausch von digitalen Bauwerksmodellen. Praxis­erfah­rungen zeigen, dass die Interoperabilität – also die Fähigkeit, möglichst nahtlos zusammenzuarbeiten – momentan eingeschränkt ist. Der Datenaustausch ist ein komplexer Prozess, dem Regeln zugrunde liegen müssen. Eine funktionierende Inter­operabilität basiert auf drei Säulen: 

  • standardisierte Wege, wie Datenmodelle gespeichert und aus­ge­tauscht werden, und deren Implantation in Softwareprodukte
  • gemeinsames Verständnis von Terminologie und Struktur der Datensemantik
  • abgestimmte Spezifikationen der Informationsausgabe für den Absender, um den Prozess beim Empfänger zu unterstützen 
     

Daraus wurde eine zweiteilige Strategie abgeleitet: 

  1. Übernahme von bestehenden BIM-Normen aus dem Bereich ISO
  2. Entwickeln von eigenen Aktivitäten im Bereich des Informa­tions­austauschs (Exchange ­Information), der Datenausgabespezifikationen und -prozesse (Information Delivery Specification) sowie der Daten­beschrei­bungsverzeichnisse (Data Dictionary)
     

Der schon heute als Datenaustauschmodell zur Anwendung kommende IFC-Standard wird im Bereich der Industrie- und Infrastrukturbauten ergänzt und weiterentwickelt. Das Datenaustausch­modell soll aber nicht nur erweitert werden, auch Hilfestellungen zu seiner Anwendung werden geboten. Der grosse Umfang des IFC-Datenmodells schafft viele Anwendungsmöglichkeiten, kann aber auch ­erschwerend wirken. Um diesen Mangel zu beheben, werden – abgestimmt auf die jeweiligen Planungs-, Bau- oder Betriebsphasen – standardisierte Informationen in Form sogenannter Delivery Manuals (IDM) und Model View Definitions (MVD) geschaffen.

Der jeweilige Informationsaustauschprozess wird standardisiert, und die dazu passenden Modellanforderungen werden definiert. Die strikte Trennung der SIA-Phasen wird dadurch in Zukunft wohl an Bedeutung verlieren, und die eigentlichen Aktivitäten (z. B. Kostenermittlung oder Submission) und Modellzustände (Stages) wer-den in den Vordergrund rücken – was spürbaren Einfluss auf die Leistungserbringung und Verträge der Planer haben wird. 

Rahmenwerk für Data Dictionaries

Ein europäisches Rahmenwerk für Data Dictionaries soll helfen, Merkmalserver zu schaffen, die den Anwendern standardisierte Beschreibungen zur Verfügung stellen. Heute ist zum Beispiel nicht geregelt, ob die Eigenschaft des Feuerwiderstands als EI_30 oder als EI30 beschrieben wird. Was für den Menschen kein Hindernis darstellt, verunmöglicht ein maschinelles Lesen. Sollen diese Informationen maschinenlesbar ausgetauscht werden, so muss die Art der Beschreibung bislang jeweils zwischen den Partnern vereinbart werden. 

Open BIM gestärkt

Als erstes Ergebnis wurde Mitte ­Oktober das Datenaustauschmodell ISO 16739 (Industry Foundation Classes) vollständig als CEN-Norm übernommen. Die Schweiz wird dieses Modell 2017 in ihr Normenwerk übernehmen. Durch dieses offene und in­ternational standardisierte Austauschmodell wird der Gedanke von «open BIM» gestärkt. Mit der Übernahme des IFC-Datenaustauschmodells erhält die Schweiz nicht nur ein objektorientiertes Klassifizierungssystem, sondern auch die dazugehörigen Attribute und Messregeln. Zur Begleitung der CEN/TC 442 BIM Aktivitäten und der Schweizer Vertretung hat der SIA die CH-Begleitkommission CEN/TC 442 gegründet.
 

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