Es geht lang­sam vor­an

Schweizer Windkraft im europäischen Vergleich

Nach dem letztjährigen Zubau um 25 % sind in der Schweiz aktuell 380 Megawatt Windkraft installiert. Diese deckten 2016 0.2 % des Schweizer Strombedarfs – das ist ein Bruchteil vom durchschnittlichen 10.4 %-Anteil in anderen europäischen Ländern.

Publikationsdatum
02-03-2017
Revision
03-03-2017

Die gute Nachricht zuerst: 86 % der 2016 neu installierten Kraftwerksleistung zur Stromproduktion in Europa sind erneuerbar. Wind hatte einen Anteil von 51 % am gesamten Zubau, Solarstrom 27 %. Allerdings ist das nicht überall gleich verteilt. 2016 stammten in Europa 10.4 % des Stroms aus Windenergie, in der Schweiz lediglich knapp 0.2 %.

Elf Länder mit über 10 % Windstrom

Die neue Kraftwerksleistung zeigt, dass die Windindustrie ihr Versprechen hält, ein wichtiges Standbein in der erneuerbaren Energieversorgung zu sein. Täglich gingen 2016 in der EU durchschnittlich zwölf neue Windenergieanlagen in Betrieb. Dank dem kräftigen Zubau ist die Windenergie in der EU neu die zweitwichtigste Stromproduktionstechnologie hinter den Gaskraftwerken, aber noch vor den Kohlekraftwerken. Insbesondere im Winter spielt die Windenergie eine bedeutende Rolle bei der erneuerbaren Energieversorgung, dann ergänzt diese als Teamplayer die Sonnen- und Wasserkraft, die in den Wintermonaten weniger produzieren.

Der Anteil von Windstrom am Strommix in Dänemark, dem EU-Spitzenreiter, betrug 2016 36.8 %, gefolgt von Irland mit 27 % und Portugal mit 24.7 %. Insgesamt 11 Länder decken über 10 % ihres Strombedarfs mit Windenergie. Neben den oben genannten sind dies Zypern, Spanien, Deutschland, Rumänien, Grossbritannien, Schweden, Litauen und Österreich.

Die Schweiz legt bei installierter Leistung um 25 % zu

Auch die installierte Leistung in der Schweiz legte dank dem Repowering von vier Anlagen auf dem Mont Crosin und dem Neubau von drei Anlagen auf dem Griespass  um 25 % zu, dies jedoch ausgehend von einem sehr bescheidenen Niveau: Nur gerade knapp 0.2 % des Strombedarfs der Schweiz stammen aus der Windenergie. Und das, obwohl auch hierzulande das Potenzial gross wäre: Suisse Eole, die Vereinigung zur Förderung der Windenergie in der Schweiz, schätzt das umsetzbare Potenzial der Windenergie auf 10 % des heutigen Stromverbrauchs. Dabei sind national bedeutende Schutzgebiete berücksichtigt. Bund, Kantone, Gemeinden und die Bevölkerung müssten Hand in Hand an der Umsetzung der Energiestrategie 2050 arbeiten, um auf diesen Anteil zu kommen. Dieses Ziel hat Österreich Ende 2016 mit 10.4 % bereits übertroffen. In der Schweiz bräuchte es dafür rund 120 Windparks mit 5 bis 10 Windenergieanlagen. Ende 2016 waren 37 Windenergieanlagen in Betrieb.

Über mögliche Gründe für den stockenden Zubau von erneuerbaren Energieanlagen in der Schweiz unterhielten sich vier Experten in TEC21 49–50/2016.

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