End­la­ger: Kan­to­ne wi­der­spre­chen Na­gra

Der Tiefenlagerstandort Nördlich Lägern an der Kantonsgrenze Zürich-Aargau ist wieder im Gespräch.

Publikationsdatum
09-02-2016
Revision
09-02-2016

Der Sicherheitsausschuss der Kantone (AdK) will auf den Standort Nördlich Lägern als mögliches Tiefenlager für Atomabfälle nicht verzichten und verlangt von der Nagra, das Gebiet zwischen Zürcher Unterland und aargauisches Zurzibiet weiter zu bearbeiten. Die Nagra hatte vor einem Jahr entschieden, die Standorte Jura Südfuss (SO/AG), Nördlich Lägern (ZH/AG), Südranden (SH) sowie Wellenberg (NW/OW) aus ihrem Erkundungsprogramm zu streichen. Nur noch Jura Ost oder Zürich Nordost waren als geeignete Standorte bezeichnet worden.

Die Experten des Kantonsausschusses haben für das Ausscheiden von Nördlich Lägern wenig Verständnis. Das bisherige Auswahlverfahren kann «einer kritischen Überprüfung nicht standhalten», teilt der AdK mit. Die Modellvorstellungen seien unzutreffend, die Datenlage unsicher.

            Zwingende Untersuchung

Ein tiefer gelegenes Lager sei möglich. Zudem könne auch bedeutend mehr Platz zur Verfügung stehen, als die Nagra erwarte. Gleichzeitig hätten Zürich Nordost und Jura Ost grössere Schwächen als von der Nagra angenommen. Sie seien der Erosion durch Gletscher und Durchbruchsrinnen stärker ausgesetzt als Nördlich Lägern. «Es müssen zwingend alle drei weiter untersucht werden», schreiben die Fachleute. Nur so sei gewährleistet, dass der sicherste Standort übrig bleibe. Die Regionalkonferenz Nördlich Lägern hat diese Meinungsverschiedenheit zur Kenntnis genommen. Sie erwartet aber, dass daraus weder ein Expertenstreit entsteht noch politische Überlegungen eine Rolle spielen.

            Seismische Erkundung

Die Nagra hat bereits entschieden, die Planungsvorbereitungen für das Gebiet Nördlich Lägern wiederaufzunehmen. Konkret wird das Explorationskonzept auf Nördlich Lägern ausgeweitet. In den ausgewählten Standorten sind derweil bereits Fahrzeuge für 3D-seismischen Messungen unterwegs. In Jura Ost sind die Erkundungen sogar abgeschlossen; aktuell wird der Untergrund in Zürich Nordost, zwischen Benken, Dachsen, Laufen-Uhwiesen, Feuerthalen, Flurlingen und Neuhausen am Rheinfall, untersucht. «Ziel ist eine flächenhafte Abbildung der Gesteinsschichten zu gewinnen», teil die Nagra mit. Anhand eines solchen Modells können verlässliche Aussagen über die Eigenschaften der geologischen Barriere gemacht werden und über die Platzverhältnisse unter Tage. Denn: «Man braucht nicht nur einen geeigneten Platz, sondern auch ausreichend Platz, wenn man ein Lager bauen will.»

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