Ele­gan­ter Schim­mer

Grand Café Lochergut, Zürich

Das bestehende Ladenlokal im gläsernen Sockel des Locherguts wurde neu interpretiert. Eingezogen in die 1960er-Ikone ist ein kleines «Grand Café». Nicht nur kulinarisch verbindet es Tradition mit aktuellen Trends. 

Publikationsdatum
03-11-2016
Revision
07-11-2016

Das Lochergut in Zürich ist eine Behauptung – seit 50 Jahren ist diese Architektur der grossen Geste verpflichtet. So wie die Wohntürme eine vertikale Setzung sind, dehnt sich jetzt im Erdgeschoss das Grand Café Lochergut in der Horizontalen aus.

Auf 130 m2 wurde mit dunk­lem Eichenholz, Messing und Stein die Atmosphäre eines französischen Kaffeehauses geschaffen. Ein Ort zum Verweilen, der sich im Lauf des Tags vom Café über ein Restaurant zum Club verwandelt. Eine lange Bar bildet den Rücken. Zu den ­Stras­senfronten hin umfängt ein mehrfach geknicktes Fensterband den ganzen Raum und ermöglicht das, was immer noch die wichtigste ­Raison d’Être eines Cafés ausmacht: sehen und gesehen werden. 

Abends, wenn das Licht der opulenten Kronleuchter die Blicke hineinzieht, kommen die edelmatten Materialien besonders schön zur Geltung. Im Gegensatz dazu sind die geometrisch gemusterten Wände recht wild. Hier würden monochrome Flächen einen besseren Fond für das «Tableau vivant» abgeben. Die Deckenverkleidung aus Metalllamellen haben die Architekten aus dem Bestand übernommen, ebenso wie den Boden.

Wie oft reut es Planer in den ersten Tagen der Baustelle, wenn es gilt, bestehen­de Bauten zu sanieren: filigrane ­Türdrücker, spezielle Fliesenteile, Schalter aus Bakelit, geschwungene Treppengeländer – alles wird un­gesehen entsorgt.Hier konnte für einmal eine andere Entscheidung getroffen werden. Sicher kam es dem Bau zugute, dass der Innenarchitekt auch gleichzeitig einer der Besitzer des neuen Grand Café ­Lochergut ist und beizeiten ein Auge auf den leeren Raum werfen konnte. So hat er die Qualität von Teilen der vorhandenen Ausstattung erkannt und bewahrt. Das hat nicht nicht nur den finan­ziellen und baulichen Aufwand erleichtert, sondern ganz nebenbei auch den ökologischen Fussabdruck verringert. Besonders der grau melier­te Granit am Boden ist ein grosser ­gestalterischer Gewinn und bildet die Basis des Materialklangs. Mit seiner Patina erdet er den gesamten Raum und verleiht ihm einen eleganten Grundton.

Im Einzelnen ist der Stein ziemlich bewegt, was seinen natürlichen Ursprung betont und die Verbindung zum Holz und zum Messing herstellt. Die Symbiose aus bestehenden und neuen Elementen unterstreicht die Atmosphäre der Zeit­losigkeit, die einen solchen Ort überdauern lässt. Das Grand Café ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie qualitätvolle Bauteile aus einem früheren Bestand gerettet worden sind und jetzt ein frisches, gegenwärtiges Konzept adeln. Nun kann das Juwel gemeinsam mit dem gesamten Lochergut in Würde altern.

Einen Artikel zum 50-jährigen Bestehen des Locherguts finden Sie in TEC21 35/2016 oder auf www.espazium.ch

Am Bau Beteiligte


Bauherrschaft
Yves Niedermayr, Gastrom; Adil Pajaziti, Möbelhändler; James Dyer-Smith, Innenarchitekt

Innenarchitektur
Dyer-Smith Frey

Schreinerarbeiten
Ruba Objekteinrichtungen, Oberneunforn

Elektroarbeiten
Elektroarbeiten Fischer, Wangen

Malerarbeiten
Painter.ch

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