Ein Schim­mer für die Zeit­ge­schich­te

Breguet Museum Zürich; Architektur: Studio Adeline Rispal d’architecture, Paris; Lichtplanung: Licht Kunst Licht, Bonn

Das schweizerische Uhrenunternehmen Breguet eröffnete Ende letzten Jahres ein kleines Museum in der Zürcher Bahnhofstrasse. Es befindet sich über den Verkaufsräumen im ersten Obergeschoss und wurde in nur sechs Monaten geplant und fertiggestellt. Die Beleuchtung erfolgt ausschliesslich durch LED, deren geringe Dimensionen es den Lichtplanern erlaubten, eine sehr diskrete und doch zielgerichtete und stimmungsvolle Beleuchtung zu konzipieren.

Publikationsdatum
13-01-2012
Revision
26-08-2016

Ziel des für die Lichtplanung verantwortlichen Büros Licht Kunst Licht aus Bonn war es, eine Lichtführung zu erarbeiten, die den Wechselausstellungen mit Grund- und Akzentbeleuchtung entgegenkommt. In Abstimmung mit dem für die Architektur- und Möbeldetails zuständigen Pariser Studio Adeline Rispal d'architecture wurde ein Lichtkonzept entwickelt. Der Entscheid, für die Beleuchtung der Museumsstücke ausschliesslich LED zu verwenden, war nahe liegend. Mit ungefähr 50 000 Stunden Lebensdauer sind LED nicht nur langlebiger als andere Leuchtmittel, sondern eignen sich aufgrund ihrer geringen Abmessungen auch gut für das kleine, feine Projekt: Die Möglichkeit, die Dioden so in die Möbel zu montieren, dass sie für die Besuchenden unsichtbar bleiben, war ausschlaggebend. Ausserdem führte die kurze Bauzeit von nur sechs Monaten dazu, dass Sonderlösungen von Anfang an ausser Acht gelassen werden mussten.

Leuchtende Fenster

Das Museum besteht aus einem Vor- und einem Hauptraum. Letzterer erhielt eine gross­flächige, heruntergehängte Coriandecke, hinter der die Haustechnik untergebracht ist. Filigrane Ausfräsungen erinnern thematisch an die Mechanik der Uhrwerke mit ihren Zahn­rädern. Das den Raum umlaufende Vitrinenband wird an zwei Seiten durch Fenster unter­brochen. An den Laibungen der inneren Verkleidung sind aufklappbare Glaspaneele angebracht, die wie die Decke ebenfalls mit geätzten Zeichnungen von Zahnrädern und ­Ziselierungsmustern versehen sind. Tagsüber scheinen sie durch das von aussen kommende Tageslicht selbst zu leuchten. Nachts wird dieser Effekt durch eine im tiefen Fensterbrett integrierte lineare LED-Profilleuchte aufgegriffen. Die Farbe Blau – ein Corporate-Identity-Merkmal von Breguet – sollte von Beginn an in die Planung einbezogen werden. Dazu beabsichtigte man, blaue LED-Lichtlinien in den Fensterlaibungen anzubringen, sodass die Fenster gegen aussen in der Farbe leuchten. Eine ähnliche Gestaltung wurde bereits im ­Innenraum des im Jahr 2000 eingeweihten Pariser Museums angewendet. Die ­königsblaue Farbe ist eine Hommage an das Email der Tast-Uhr, die der Unternehmens­gründer Abraham-Louis Breguet 1799 für die französische Kaiserin Josephine angefertigt hatte. Die blau erleuchteten Fenster erwiesen sich jedoch als ungünstig, da sie mit den Schau­fenstern des Ladengeschäfts im Erdgeschoss in Konkurrenz traten. Die RGB-Profilleuchten wurden dann durch warmweisse ersetzt, die das Fassadenbild insgesamt ruhiger erscheinen lassen, und auf die Farbe Blau wurde bei der Gestaltung ganz verzichtet.

Lichtszenarien

Durch die mit dem Projekt verbundenen Sicherheitsmassnahmen, welche mit den Installa­tionen in den Einbauten untergebracht sind, entstanden Raumbegrenzungen von beachtlicher Dicke. Die Dimensionen sind unter anderem bei geöffneten Paneelen in den Ausmassen der Fensterlaibungen und ihrer Vorbauten ersichtlich. Dieser Sachverhalt wurde von den Architekten und den Lichtplanern in das Konzept mit einbezogen. Die diffuse Allgemeinbeleuchtung in den Vitrinen erfolgt über eine satinierte, lichtstreuende Glaslichtdecke, die mit flächigen LED-Trägerplatten hinterleuchtet ist. Die Platten benötigen im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtstofflampen einen geringeren Aufbau (60 mm) und sind von aussen nicht als einzelne Lichtpunkte wahrnehmbar. Zusätzlich sind – für die ­Betrachtenden unsichtbar – unter der vorderen, oberen Vitrinenkante Profile mit schwenkbaren LED-Strahlerköpfen montiert, um einzelne Ausstellungsobjekte mit gerichtetem Licht zu akzentuieren. Auswechselbare Linsenaufsätze mit variablen Ausstrahl-winkeln lassen flächige wie auch punktuelle Beleuchtungen zu und erzeugen ein brillantes, helles Licht. Aus dem Sockelbereich der Vitrinen können bei Bedarf halbkreisförmige Schaukästen, die den ­Besuchenden die Exponate nahebringen, herausgedreht werden. Ein flexibles, umlaufendes LED-Lichtband, das versteckt unter einem Profil am Rand montiert ist, sorgt für eine gleichmässige Ausleuchtung der Kästen. Die runde Glasöffnung im Boden schafft eine Verbindung zum Ladengeschoss, und durch sie scheint diffuses Tageslicht. Insgesamt entsteht ein ruhiges Raumbild. Das künstliche Licht konzentriert sich auf die Ausstellungsstücke und lässt im Kontrast zu den dunkel ­gehaltenen übrigen Materialien die raumbegleitenden Vitrinen in den Vordergrund treten. Der Blick der Betrachtenden wird auf das Wesentliche – die Uhren – gelenkt.

Am Bau Beteiligte


Bauherrschaft
Montres Breguet S.A., Schweiz


Ausstellungsarchitektur
Studio Adeline Rispal d'architecture, Paris


Projektleitung
Sonia Glasberg


Lichtplanung
Licht Kunst Licht AG, Bonn/Berlin


Projektleitung
Martina Weiss
Isabel Ehm
Andreas Schulz


Ausführendes Unternehmen
Wider Sàrl, Montreux

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