Ein Sa­tel­lit zur Kunst­mes­se

Der Basler Messplatz ist in Bewegung. Verändert die Baustelle der neuen Messehalle von Herzog & de Meuron beinahe täglich das Bild des Platzes, so empfängt die Besucher der vom 14.–17. Juni stattfindenden Art Basel der temporäre Pavillon des «Schaulager Satellite», ebenfalls geplant von Herzog & de Meuron, bereits seit letzter Woche.

Publikationsdatum
11-06-2012
Revision
01-09-2015

Vor der Halle 2 des Messe- und Kongresszentrums wirkt es, als wachse die spitze Form direkt aus der Hallenwand heraus. Doch der Schein trügt. Über einer hölzernen Plattform erhebt sich, getragen von drei Häuschen, eine dreieckige in weiss gehüllte Konstruktion. Die Häuschen zitieren die Eingangssituation des Schaulagers und beherbergen einen Bücherstand, ein Willkommens-Haus sowie zwei für den «Satellite» in Auftrag gegebene Kunstwerke von Zilla Leutenegger und Philipp Gasser. In einem vierten Häuschen ist ein Take-Away untergebracht. Über eine grosse Freitreppe gelangt man in das Innere des eigentlichen Pavillons, einen 8m hohen, nach oben offenen Raum, der sich um die Öffnung der Freitreppe entwickelt. Dabei steht das Provisorium auf einer öffentlichen Bühne, unter der sich das lange Wasserbecken verbirgt, dass bis anhin den Besuchern als Aufenthaltsort diente. Mit dem Pavillon wurde am Messplatz ein Ort geschaffen, der angesichts der Beeinträchtigungen durch die Baustelle Aufenthaltsqualitäten bietet und den Zugangsbereich zur Messe sichtbar verbessert.

Spannende Infobox

Das Schaulager, dass aktuell aufgrund von Umbauarbeiten geschlossen ist, nimmt diese zum Anlass, anlässlich der Art Basel über die Aufgaben der Institution zu informieren. Dass das Schaulager zur Aufbewahrung der umfangreichen Sammlung zeitgenössischer Kunst der Emanuel-Hoffmann-Stiftung dient, ist nicht zuletzt aus aufsehenerregenden Ausstellungen bekannt. Dass es gleichzeitig ein Ort ist für das Forschen und Vermitteln, dass es Kunststudenten offen steht und eine führende Rolle bei der Restaurierung zeitgenössischer Kunstwerke einnimmt, das zeigen fünf Filmdokumentationen die in der oberen Etage des Pavillons zu sehen sind. Eingelassen in die tiefe Wänden der Holzkonstruktion sind mit Objekten gefüllte Schaufenster, die Einblicke in die Schaffensprozesse verschiedener Künstler wie Fischli/Weiss, Matthew Barney oder Cindy Sherman bieten. Darüber hinaus vermitteln die Künstler Thomas Ruff, Zilla Leutenegger und Philipp Gasser mit eigenen Arbeiten ihre Sicht auf das Schaulager.

Vergängliches Bijou

Aus welcher Richtung die Besucher auch kommen, die Screens und die Platzlandschaft machen neugierig. Ob man am Buchstand stöbert, den Take-Away aufsucht oder über die breite Treppe nach oben in den grossen Baukörper wandert, der mit seinen Sitzstufen einer Agora gleicht, bleibt einem selbst überlassen. Die Dokumentation ist zwanglos präsentiert, man kann sich die Arbeit des Schaulagers «en passant» anschauen – schade, dass dieser urbane Ort bald schon wieder verschwunden sein wird. Doch der Rückbau ist beschlossen, die Konstruktion vollständig demontabel. Die Tragstruktur besteht aus geliehenen, mit OSB-Platten verkleideten Stahlträgern, über die sich als Hülle eine weisse PVC-Folie spannt. Mit einer Planungszeit von zweieinhalb Monaten und einem fünfwöchigen Aufbau ist der «Schaulager Satellite» gegenüber dem Grossprojekt des Messeneubaus ein Zwerg. Die Wirkung, die er neben seiner eigentlichen Aufgabe, der Vermittlung der Aufgaben des Schaulagers, entfaltet, ist jedoch ungleich grösser.

Informationen
Der Schaulager Satellite ist vom 4.–17. Juni  2012 täglich von 10–20 Uhr geöffnet.

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