Ein kur­zer Ge­dan­ken­stups

Kolumne

Publikationsdatum
02-11-2017
Revision
02-11-2017

Jedes Stehbuffet offeriert «Wahlarchitektur»: So nennen Gastronomen die Plat­zierung der leckeren Häppchen. Immer öfter rückt dabei das fleischlose Angebot ganz nach vorn – damit es ja nicht übersehen wird. Einen Lockvogel setzen auch Einkaufs­häuser aus: Die Süssigkeiten an der Kasse sind kein Zufall. Und liefert der Energie­ver­sorger plötzlich ungefragt Ökostrom nach Hause, ist ebenfalls «Nudging» die dazugehörige Marketingstra­tegie. Im Ökonomenjargon ist das ein «Schubs» (engl. ­«nudge»), weil der Konsumentscheid dadurch niederschwellig gefördert wird. Der ­dezente Anreiz verführt zur (für den ­An­bieter) richtigen Wahl.
Der amerikanische Verhaltensökonom Richard Thaler ist Miterfinder der Stups-Formel und deshalb neuer Wirtschaftsnobelpreisträger. Nun aber streiten Wirtschaftsprofessoren und liberale Denker darüber, ob das Geschubse als korrekt oder doch eher als Bevormundung zu werten ist. Mündige Bürger und Konsumenten, so ein Argument, müssten ­darauf vertrauen können, gut und transparent informiert statt mani­pu­liert zu werden. Doch der Experten­streit darf die objektive Sicht auf die ökonomischen Spielregeln etwa beim Energiekonsum nicht ver­nebeln. Denn Letzterer kostet noch immer zu ­wenig – auch das ein Schubs von schlauen Füchsen?
 

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