Ein kurzer Gedankenstups
Kolumne
Jedes Stehbuffet offeriert «Wahlarchitektur»: So nennen Gastronomen die Platzierung der leckeren Häppchen. Immer öfter rückt dabei das fleischlose Angebot ganz nach vorn – damit es ja nicht übersehen wird. Einen Lockvogel setzen auch Einkaufshäuser aus: Die Süssigkeiten an der Kasse sind kein Zufall. Und liefert der Energieversorger plötzlich ungefragt Ökostrom nach Hause, ist ebenfalls «Nudging» die dazugehörige Marketingstrategie. Im Ökonomenjargon ist das ein «Schubs» (engl. «nudge»), weil der Konsumentscheid dadurch niederschwellig gefördert wird. Der dezente Anreiz verführt zur (für den Anbieter) richtigen Wahl.
Der amerikanische Verhaltensökonom Richard Thaler ist Miterfinder der Stups-Formel und deshalb neuer Wirtschaftsnobelpreisträger. Nun aber streiten Wirtschaftsprofessoren und liberale Denker darüber, ob das Geschubse als korrekt oder doch eher als Bevormundung zu werten ist. Mündige Bürger und Konsumenten, so ein Argument, müssten darauf vertrauen können, gut und transparent informiert statt manipuliert zu werden. Doch der Expertenstreit darf die objektive Sicht auf die ökonomischen Spielregeln etwa beim Energiekonsum nicht vernebeln. Denn Letzterer kostet noch immer zu wenig – auch das ein Schubs von schlauen Füchsen?