Dumm ge­rutscht

Publikationsdatum
03-05-2018
Revision
03-05-2018

Man mag sich das gar nicht vorstellen: Mit Schwung auf die Rutschbahn gesetzt – und dann hart gebremst vom optimal platzierten Laubbaum davor. Dabei ist die Idee so schön: Statt mühsam die Treppen in den Garten hinab­stei­gen zu müssen, kann man hier direkt vom Trottoir aus bis fast auf die Terrasse rutschen. Aber eben, nur fast. Wäre da nicht der Baum. Unzählige Male bin ich schon an diesem Grundstück vorbeigekommen. Und jedesmal bin ich wieder fassunglos angesichts der Diskrepanz zwischen Vision und Ausführung.
Hier immerhin ein paar mögliche Erklärungen: Die Rutschbahn war schon vorher da. Eher unwahrscheinlich. Ich bin keine Expertin, aber der Baum scheint mir ziemlich solide. Vielleicht ist er aber einfach nur gross für sein Alter. Oder: Es liegt an der Perspektive. Der Abhang ist so steil, dass der weite Auslauf unter der Rutschbahn der Vorbeigehenden verborgen bleibt. Oder aber: Das Arrangement stammt aus einer anderen Zeit, einer Ära, in der man sich noch nicht mit übertriebenem Sicherheitsdenken wie stossdämpfen­den Böden auf Spielplätzen oder Helmen bei der Benutzung von Kletter­geräten aufhielt. Möglich. Wenn ja, dann sollte das eigenwillige Ensemble als typischer Zeuge seiner Zeit unter Schutz gestellt werden. Auch wenns wehtut.
 

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