Draus­sen vor der Tür

Im Projekt «Dazwischen» wird der Raum von der Wohnungstür bis zur Trottoirkante untersucht. Anlässlich einer Tagesveranstaltung ­wurden Anfang April erste Erkenntnisse vorgestellt.

Publikationsdatum
17-04-2014
Revision
18-10-2015

Wie nah beim eigenen Haus beginnt eigentlich das Gefühl daheim zu sein? Wenn Sie bei Regen nach Hause ­kommen, wo genau vor der Eingangs­tür klappen Sie den Schirm zu  Was auf den ersten Blick un­spektakulär erscheint, wirft auf den zweiten beachtliche Fragen auf und zeigt, wie vielschichtig das Thema des Schwellenraums vor der Haustür ist. Denn in Vorgarten, Entreé und Treppenhaus spielen sich so­ziale und gestalterische Aktivitäten auf drei Ebenen ab: der Wahrnehmung, der Gestaltung und der Aneignung des Raums.

Das Team von «Dazwischen» befasst sich denn auch neben den archi­tektonischen vor allem mit soziologischen Aspekten. Ende 2014, zum Abschluss des Projekts, das im ­Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Schweize­rischen Werkbunds durchgeführt wird, soll ein Album erscheinen.

Ausgehend von drei Rundgängen in Zürich durch das Friesenbergquarter, das Hardquartier und durch Neu-Oerlikon hat das interdisziplinäre Team aus Bewohnern, Architekten, Soziologen und Hauswarten Nutzungen, Prozesse, Architektur und Symbolik der Orte unter die Lupe genommen. Aber nicht nur seit Langem bestehende, sondern auch neu gebaute Quartiere werden untersucht, etwa die Baustelle der fast fertigen, achtstöckigen Überbau­ung Kalkbreite, die im Erdgeschoss ein Tramdepot birgt. Der Ort verweist auf ein verändertes Ver­ständnis des Schwellenraums. Hier weitet sich das in manchen anderen Häusern düstere Treppenhaus zu einer umfassenden Rue interieure. 

Fred Truninger von der Hochschule Luzern betreut eine Begleitforschung, die den Raum per Video erkundet. Es sollen soziologische Zusammenhänge erfasst und nicht in erster Linie der architektonische Raum dokumentiert werden, betont der Dozent für visuelle Erzählung. Er und sein Team beschäftigen sich mit der Frage, wie der Raum als Kontinuum dargestellt werden kann. Dabei kommen als Lösungsansätze auch Anleihen aus dem Film zum Zug – beispielsweise der Einsatz von Schauspielern, die den Raum durchqueren. Das wieder­um bedingt, die rein dokumenta­rische Darstellung von Raum zu hinterfragen.

Vorgestellt wurde das Projekt im Gemeinschaftsraum der ABZ; eine gemeinsame Erkundungstour durch Strassen und unerwartet ­grüne Hofräume im Kalkbreitequartier rundeten den Anlass ab. Der Spaziergang führt auch in das siebzehnte Stockwerk des Locherguts – von wo aus man die Vorgärten der Häuser aus der Vogelperspektive überblickt.

Weitere Infos: www.dazwischen.org

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