Die Scho­chs sind weg

Publikationsdatum
30-01-2014
Revision
10-11-2015

Das Haus unserer Nachbarn ist abgerissen worden. Vorbei die Zeiten, als ich ihnen noch beim Freiluftduschen zusehen konnte und immer wieder abenteuerliche, ganz bestimmt nicht suvakonforme Hochsitzinstallationen auf dem Dach entdeckte.

Unsere Nachbarn – das war die «Familie Schoch», die seit 2006 die «Binz» besetzt hielt, eine ehemalige Metallverabeitungsfabrik im gleichnamigen Zürcher Quartier. Abgesehen von einer misslungenen Party, in deren Folge die Polizei auf dem Areal aufmarschierte, war es eine friedliche Nachbarschaft. 

Das Gelände war ein farbenfroher Fleck im Grau, ein Wimmelbild, das sich ständig neu zusammensetzte. Solche Orte braucht es in einer Stadt: Raum für Kreativität, Freiheit und Fantasie. Wo jetzt noch eine Lücke klafft, entstehen bald neue Wohnungen für Studierende und Spitalangestellte. 

Ich fürchte, dass meine Aussicht aus dem Küchenfenster dann unzähligen anderen gleichen wird – und doch hätte sie noch trister werden können: Ursprünglich hatte der Kanton hier ein Gefängnis geplant.

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