Die Frei­heit der an­de­ren

Publikationsdatum
08-11-2018
Revision
08-11-2018

«Freespace» lautet das Motto der diesjährigen Architekturbiennale: Freiraum. Angesichts des Veranstaltungsorts Venedig ein genialer, ignoranter oder zynischer Titel – je nach Standpunkt. Denn quält man sich Richtung Arsenale und Giardini, ist freier Platz das Letzte, was einem begegnet. Zu voll mit Touristen sind Brücken, Plätze und Gassen. Und ja, all die Architektur­­interessierten verbessern die Lage auch nicht gerade, ich inklusive.
Freiraum also. Man wünscht ihn den Einheimischen von ganzem Her­­­zen. Und akzeptiert dann eben auch, was anderenorts als Ausgrenzung einen Shitstorm in den Social Media hervorrufen würde. Biegt man nämlich kurz vor dem Ein­­gang zum Arsenale in eine unscheinbare Gasse, zeigt sich ein für die Stadt untypisches Betongebäu­de mit – sind es tatsächlich Garagentore? – im Erdgeschoss. Die wiss­begierige Architektin muss der Sache nachgehen, und schon bald verrät die Geräuschkulisse eine Sporthalle. Wie mag ein solcher Bau in dieser Stadt wohl im Innern aussehen?
Aber ach, das Interesse wird jäh per Schild am Eingang gestoppt. Freiraum fordern die Sportlerinnen und Sportler der Serenissima, auch und vor allem von Architektur-Aficiona­dos. Rücksichtnahme vor Neugier – selten liess sich ein Biennale-Motto so unmittelbar umsetzen.
 

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