Das Kühl­haus als En­er­gie­spei­cher

Im Zusammenhang mit der Energiewende ist vor allem von Stromsparen die Rede. Viel wäre aber schon gewonnen, wenn der im Verlauf des Tages stark schwankende Stromverbrauch durch Laststeuerung ausgeglichen werden könnte. Im Rahmen eines Pilotprojekts des Bundesamtes für Energie (BFE) nutzt die Migros ihre Kühlhäuser als Energiespeicher.

Publikationsdatum
08-02-2013
Revision
01-09-2015

Der um die Mittagszeit oder am Abend ansteigende Stromverbrauch, immer mehr unregelmässig anfallender Solar- und Windstrom oder auch der unvorhergesehene Ausfall eines Kraftwerks führen zu Schwankungen im Stromnetz. Um sie auszugleichen, halten Stromproduzenten für die Netzgesellschaft Swissgrid Kraftwerkkapazität in Reserve, sogenannte Regelleistung. 

Abschalten statt produzieren

Statt mit zusätzlicher Produktion kann Regelleistung auch durch das Abschalten von Geräten bereitgestellt werden. Vor dem AKW-Zeitalter war der Ansatz weit verbreitet: In Zeiten mit hohem Stromverbrauch schalteten die Elektrizitätswerke gewisse Geräte in den Haushalten per Rundsteuerung ab. Noch heute gibt es Schweizer Gemeinden, in denen Waschmaschinen und Trockner über Mittag stillstehen. Unter dem Stichwort Smart Grid - intelligentes Stromnetz - erlebt die Laststeuerung einen zweiten Frühling. 

Pilotprojekt FlexLast

Im Pilotprojekt FlexLast testet das Bundesamt für Energie (BFE) derzeit die Abschaltung eines Grossverbrauchers. Die Studie soll zeigen, was Kühlhäuser zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen könnten. 2.7 MW beträgt gemäss BFE die verfügbare Motorenleistung, um in den drei grossen Kühlhäusern des Migros-Verteilzentrums in Neuendorf SO Tiefkühlwaren auf 325.000m2 bei konstant minus 26°C zu lagern. Wird die Temperatur um wenige Grad gesenkt, speichert das Kühlhaus Energie in Form von Kälte. Bei hohem Strombedarf im Netz können die Kühlanlagen dann für eine gewisse Zeit abgeschaltet werden, ohne die Mindesttemperatur zu überschreiten. Im Stromnetz wird dabei die Leistung eines kleinen Flusskraftwerks frei. Die Migros kann Swissgrid die mögliche Stromeinsparung als Regelleistung verkaufen.

Potenzial der Laststeuerung ausloten

Mit an Bord beim Pilotprojekt FlexLast sind neben Migros und Swissgrid auch der Energiekonzern BKW sowie IBM. Das IT-Unternehmen entwickelt für FlexLast die Software, welche die Kühlanlagen in Neuendorf steuert.
Das Projekt dauert bis Ende 2013. Bis dahin sollen Resultate vorliegen, die es erlauben, Spielräume bei weiteren Grossverbrauchern zu nutzen. Das BFE lotet in der Studie auch das Gesamtpotenzial der Laststeuerung in der Schweiz aus.

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