Bun­te Ver­gan­gen­heit

Kolumne

Publikationsdatum
20-05-2015
Revision
08-10-2015

Zürich war nicht immer so grau wie heute – zumindest, was die Hausfassaden betrifft. In der Schweizer Baumuster-­Centrale erfreute mich kürzlich dieser Kasten mit Mineralfarb­pigmenten. Vorlage dafür war der Farbenblock der Zürcher Farb­­bewegung aus den 1920er-­Jahren: Zur Arbeitsbeschaffung für Kunstmaler schlug damals der Präsident der Zürcher Sektion der ­Gesellschaft Schweize­rischer Maler, Bildhauer und Architekten dem Stadtrat vor, Häuser farbig zu gestalten. Daraufhin entwickelten der Künstler Augusto Giacometti und Stadtbaumeister Hermann Herter ein Farbkonzept für Strassen und Plätze. 

Als einziger Strassenzug erhielt die Augustinergasse 1925 bunte Fassaden. In den folgenden Jahrzehnten ging die Farbigkeit unter dezenteren Überstrichen verloren, und die Erinnerung an die bunte Pracht verblich. Erst mithilfe des verschollenen, 1995 wieder­gefundenen Farbenblocks konnten die Häuser 24/28 und 25 wieder in ihren ori­ginalen Tönen gestrichen werden. Heute sind sie die einzigen Zeugen der Zürcher Farbbewegung. 

Die neu aufgelegten Mineralfarben eignen sich für die Sanierung von Altbauten, sie können aber auch der Gestaltung neuer ­Fassaden dienen – der ehemals farbenfrohen zürcherischen Tradition folgend.

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