Bil­li­ge Ar­gu­men­te

Kolumne

Publikationsdatum
08-07-2015
Revision
11-01-2018

Ich habe den Neubau LEE der ETH im Zentrum von Zürich besichtigt. Es war ernüchternd. Nicht wegen der Architektur, die ist gut; aber die Kommentare … Die Bauherrschaft betonte pausenlos, der Neubau sei nicht teurer gewesen als ein konventionelles Projekt, obwohl er aus einem Architekturwettbewerb resultiere. Man habe die Architekten zu disziplinieren gewusst. Man habe gespart. Keinen Rappen habe man zusätzlich für Ästhetik ausgegeben! 

Nun frage ich mich: Was wäre denn so schlimm daran, wenn die ETH – eine Bildungsinstitution, die in internationalen Rankings Spitzenplätze erreicht und sich Exzellenz zum Ziel setzt – viel Geld in Baukultur ­investieren würde? In Gebäude, die nicht nur funktional, energieeffizient und gut gestaltet wären, sondern auch ohne Kunst am Bau unvernünftig schön? Was heute als Verschwendung öffentlicher Mittel gilt, war einst legitimer Ausdruck einer Werthaltung. Gottfried Sempers ETH-­Hauptgebäude war nicht billig. Dafür gemahnt es seit 1864 an den Anspruch der Schweiz, Fachleute von Weltrang auszubilden.

Wenn der Staat keine gebauten Zeichen mehr für seine Ideale setzt, tun es eben Private. Aber natürlich für ihre eigenen Werte. Was sie unseren Städten damit antun können, zeigt der Roche Tower in Basel.

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