Bau­stel­len an­de­ren­orts

Kolumne

Publikationsdatum
21-05-2014
Revision
10-11-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Alltag auf dem Bau: Zwei Männer binden die Bewehrung eines Unterzugs zusammen. Doch was unterscheidet den Rohbau dieses Wohnhauses in Bolivien von seinem Gegenpart in der Schweiz? Nicht die Konstruktion – ein Skelettbau aus Ortbeton mit Fertigteildecken. Auch nicht die Grundrisse und die späteren Curtain-Wall-Fassaden, regelmässig und flexibel, ganz im Sinn der Moderne.

Den Unterschied finden wir vielmehr im Bauprozess. Sinnbild dessen ist das hölzerne Gerüst: Krumme, schmale Baumstämme dienen als Spriesse, die auf fragwürdige, aber präzise Weise zweiteilig mit Holzlaschen ausgebildet sind. Der Galgenkopf ist zugleich Schalungsauflager und (gewiss nicht Suva-konforme) Arbeitsfläche. Die Schaltafeln sind mit Latten und Brettern auf Mass geschneidert.

Prozess und Resultat stehen im Widerspruch: Geschickte Handwerker kommen zum Einsatz, und zugleich wird eine (mittlerweile globalisierte) Bauweise nachgeahmt, die ebendieses Handwerk als Tugend und Quelle der Gestaltung bewusst verpönt. Dürfen wir in diesem Fall noch von Fortschritt reden 

Immerhin gilt diese Bauweise in der geschäftigen Stadt Santa Cruz als wirtschaftlich: Auf dem Nachbargrundstück entsteht auf ähnliche Weise ein 24-stöckiges Hochhaus.

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