Aus­ge­zeich­ne­te Stein­for­ma­tio­nen

Fritz-Höger-Preis 2014

Der Fritz-Höger-Preis wird alle drei Jahre verliehen. Die diesjährigen Gewinnerprojekte zeigen, wie vielfältig die technischen und ästhetischen Möglichkeiten des Materials Backstein sind.

Publikationsdatum
29-12-2014
Revision
01-09-2015

Der Hamburger Architekt Johann Friedrich Höger erstellte bekannte Bauten aus Backstein. Einer der eindrücklichsten ist das Chilehaus in Hamburg aus den 1920er-Jahren. Der seit 2008 nach dem «Klinker­könig» Höger benannte Preis präsentiert einen Querschnitt durch die internationale Backsteinarchitektur. Aus rund 500 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen in diesem Jahr wurden in einem zweistufigen Verfahren 70 ausgewählt. Die Nominationen zeigen, wie vielfältig die Techniken sind und wie differenziert der ar­chitektonische Umgang mit dem Material innerhalb regionaler und klimatischer Grenzen ist. 

Drei Schweizer Gewinner

Gleich drei Schweizer Büros mit Sitz in Zürich sind unter den Gewinnern. Ein Schweizer Projekt erhielt in der Kategorie Büro- und Gewerbebauten einen Goldpreis: Der Umbau eines Gewerbebaus zum zweigeschossigen Atelierhaus in Zürich von Boltshauser Architekten befindet sich in einem Hinterhof. Er wurde bereits um die Jahrhundertwende zusammen mit den angrenzenden Blockrandhäusern erstellt. Beim Umbau wurde der Rohbau freigelegt und mit Backstein neu umhüllt.

Weiter erhielten E2A Archi­tekten mit dem Zürcher Wohnhochhaus Escher-Terrassen in der Kategorie «Wohnungsbau» einen von fünf Silberpreisen. Darlington Meier Ar­chitekten mit Lukas Imhof, die das Katharinenquartier in Hamburg entwarfen, wurden ebenfalls mit dem gleichen Preis ausgezeichnet. 

Der Gewinner des Grand Prix ist der Siza-Pavillon, der auf der Raketenstation Hombroich liegt. Versteckt hinter einem Wall gruppieren sich die Räume des Haupt­gebäudes U-förmig um einen Innenhof. Zwei sich gegenüber liegende grossflächige Panoramafenster gewähren vom Hauptraum aus einen gerahmten Blick in die Landschaft. Die Aussenwände sind mit dem gleichen unregelmässigen Klinker aus Abbruchhäusern verkleidet wie die anderen Gebäude der Stiftung Insel Hombroich.

Das neue Museum bei Luthers Sterbehaus in Eisleben gewann in der Kategorie «Öffentliche Bauten, Sport und Freizeit». Es ­artikuliert sich respektvoll zurück­haltend. Mit architektonischer Eigenständigkeit wahrt der mo­derne Neubau Distanz zum geschichtsträchtigen Bestand. Die Aussen­fassaden bestehen aus einer vorgehängten Schicht grau-beigen Wasserstrichklinkers. Der in seiner Farbe an die Steine angeglichene Fugenmörtel homogenisiert die ­Wirkung der Steintextur. Das Gebäude kann so zwischen den Mauer­werksbauten und vorhandenen Putz­oberflächen in seiner Umgebung vermitteln.

Von beständig bis filigran

Nicht nur Neubauten wurden prämiert, sondern auch zwei Sanierungen. Bei der Erweiterung des Hamburger Be­stattungsforums Ohlsdorf von Dohse Architekten war die Nähe zum Originalentwurf des Baudenkmals zentral. Deshalb wurde das ursprüngliche Backsteindach der Fritz-Schumacher-Halle nach historischem Vorbild wiederhergestellt.

Dass sich Beständigkeit und filigrane Details nicht ausschliessen, zeigt das Projekt «Defence Colony Residence» in Neu-Delhi von vir.mueller.architects. Der Bau zitiert das reiche architektonische Erbe der indischen Metropole. Seine perforierten Balkone ­verleihen dem Bau Leichtigkeit und bilden für die Bewohner einen differenzierten Aufenthaltsort zwischen öffentlichem und privatem Raum.

Tatsächlich ist das Gebäude in Neu-Delhi eines der Beispiele, bei denen Backstein als die einzig mögliche Materialwahl erscheint. Bei anderen prämierten Gebäuden – insbesondere bei Neubauten – wäre auch eine andere Materialisierung denkbar gewesen. Es ist nicht immer ersichtlich, inwieweit die von der Jury erwähnten räumlichen Qualitäten mit Backstein in Zusammenhang stehen.

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